Pflanze des Monats – Gewöhnlicher Efeu
Botanischer Name: Hedera helix L.
Deutsche Namen: Gewöhnlicher Efeu, Wintergrün
Englische Namen: Common Ivy, Ivy
Pflanzenfamilie: Araliaceae (Araliengewächse)
Heimat / Geschichte:
Der gewöhnliche Efeu (Hedera helix L.) ist in West- und Osteuropa von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen in wintermildem, luftfeuchtem Klima beheimatet. Dort ist er in Laub- und Mischwäldern, an Felsen, in Steinbrüchen zu finden.
Ursprünglich entstammt er den Tropenwäldern des Tertiär und wurde in der Eiszeit zunächst zurückgedrängt.
Der lateinische Name „hedera“ bedeutet umklammern, fassen.
Der Efeu wurde wegen seiner Verwendung zu Kränzen als heilige Pflanze des Gottes Bacchus und als Symbol des Frohsinns und der Ausgelassenheit bei Dichtern sehr häufig erwähnt. In Griechenland war der Efeukranz schon vor dem Lorbeer das Symbol des Dichters, besonders des Dramatikers.
Auch im Mittelalter wurden dem Efeu allerlei geheimnisvolle Kräfte zugeschrieben. Für die ersten Christen war er Symbol des ewigen Lebens. Daher wird er bis heute ganz allgemein in Deutschland als Schmuck für Gräber verwendet. Da er im kalten Winter und tiefstem Schnee grünt, abgestorbene Bäume umschlingt und schmückt, gilt er auch als Zeichen treuer Anhänglichkeit.
Die gärtnerische Verwendung in Deutschland ist erstmals für die Mitte des 16. Jahrhunderts belegt. Populär wurde der Efeu als Gartenpflanze aber erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Botanik:
Der Gewöhnliche Efeu (Hedera helix L.) gehört innerhalb der Familie der Araliaceae (Araliengewächse) zur Gattung Hedera, die aus 9 bis 11 Arten besteht.
Vom Gewöhnlichen Efeu als Elternpflanze ausgehend existieren heute etwa 400 Sorten mit einer großen Bandbreite an Blattformen und -farben. Der Efeu neigt dazu, Blattmutationen hervorzubringen.
Der frostharte, immergrüne Efeu ist ein kletternder oder kriechender Strauch mit bürstenförmigen Haftwurzeln (Selbstklimmer), der 20 m bis 50 m lang und dessen Stamm armdick werden kann. Er erreicht ein hohes Alter von bis zu 450 Jahren.
Obwohl der Efeu an Bäumen hochklettert, ist er keine Schmarotzerpflanze. Junge Bäume können aber unter seiner Last zusammenbrechen.
Der Efeu bildet eine Jugendform (Juvenilform) und eine Altersform (Adultform) mit deutlich unterschiedlichem Laub aus (Heterophyllie). Beide Formen von verschiedener Gestalt befinden sich an der selben Pflanze. Nur die Jugendform entwickelt kurze Haftwurzeln und drei- bis fünflappige, lederartig glänzende, dunkelgrüne, 4 cm bis 10 cm lange Blätter, oft mit weisslichen Nerven. Die Blätter des Efeus stehen wechselständig.
Die Altersform hat ungeteilte, glattrandige, rautenförmige Blätter. An ihr erst treten blühende Sprosse ab einem Alter von rund 20 Jahren auf.
Die Jugendform wächst ungestüm. Im Alter klettert die Pflanze nicht mehr so stark, dafür blüht sie und bildet Samen.
Die unscheinbaren grünlich-gelben, kugeligen, wohlriechenden, endständigen Blütendolden, die zu einer Doldentraube vereinigt sind, erscheinen erst sehr spät im Jahr von September bis November.
Die zwittrige Blüte hat fünf winzige, zipfelige Blütenblätter, fünf verwachsene kurze Griffel und einen fünffächerigen Fruchtknoten. Auch als Spätblüher ist der Efeu eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, Wespen und Schmetterlinge, z. B. den Admiral, die auch für die Fremdbestäubung verantwortlich sind.
An diesen blühenden Trieben sind die Blätter eiförmig oder lanzettlich und auch ungelappt. Aus den Blüten entwickeln sich erbsengroße, zunächst grüne, dann rötlich-violette Beeren (Steinfrüchte). Sie reifen erst im darauffolgenden Jahr zwischen Februar und April und haben dann eine blauschwarze Färbung. Die beerenartigen, fleischigen Früchte enthalten fünf in dünnhäutigen, glatten Steinkernen liegende Samen mit stark zerklüftetem Nährgewebe. Sie sind eine gute Nahrungsquelle für Vögel wie Stare, Amseln, Drosseln, Mönchsgrasmücken.
Die Früchte enthalten, wie auch alle anderen Pflanzenteile, Saponine, die schwach giftig sind. Bei Verzehr führen sie allerdings zu starkem Unwohlsein. Da sie bitter schmecken, werden sie von Kindern eher gemieden und stellen für diese keine große Gefahr dar.
Der Kontakt mit dem Pflanzensaft kann Hautreizungen hervorrufen. Der Gewöhnliche Efeu ist für die Rote Spinnmilbe, Schildläuse, Blattläuse und Blattfleckenpilze anfällig.
Standort / Verwendung:
Der Gewöhnliche Efeu (Hedera helix L.) ist sehr anpassungsfähig. Er verträgt Schatten, dunkle Ecken, starken Wurzeldruck und wächst da, wo andere Pflanzen wegen mangelnden Lichtes eingehen würden. Gute Bedingungen sind für ihn ein alkalischer, feuchter Boden. Doch auch Trockenheit kann ihm nichts anhaben.
Der Efeu eignet sich gut als Bodendecker oder als Begrünung von Gebäudefassaden, Mauern und Zäunen. Er gleicht bei Häusern Temperaturschwankungen aus und wirkt als Wärmedämmung. Er schädigt stabilen Mörtel nicht, kann jedoch lockeren Mörtel lösen und hinterlässt auf den Fassaden seine Spuren. Er kann aber auch Dachziegel abheben und Dachrinnen verstopfen. Dort sollte man sein Wachstum eindämmen oder verhindern, da er weit in dunkle Öffnungen eindringen kann.
Mit Stecklingen in feuchter Erde lässt sich Efeu vegetativ leicht vermehren. Allerdings behalten der Jungwuchs und die Altersform ihre Wachstumsbedingungen bei.
Eine Juvenilform kann z. B. vermehrt werden, um kletternden Wuchs zu erhalten. Eine Adultform wird vermehrt, wenn ein buschiger Wuchs erwünscht ist.
Medizinisch finden Zubereitungen aus Efeublättern z. B. Anwendung wegen seiner entkrampfenden und schleimlösenden Eigenschaften gegen Bronchitis.
Von Efeu berankte Hausfassaden verleihen den Gebäuden eine individuelle Note und tragen zur Verschönerung des Straßenbildes bei. Auch das steigert die Wohn- und Lebensqualität.
Der Efeu bietet ausserdem Nistplätze, Rückzugsorte und Nahrung für viele Singvögel (z. B. Bachstelzen, Sperlinge, Fliegenschnäpper, Zaunkönige, Eulen, Amseln, Stare).
Der ökologische Wert von Haus und Garten wird dadurch erheblich gesteigert.
Der Efeu gehört morphologisch, ökologisch, biologisch und pflanzengeographisch gesehen zu den interessantesten Pflanzen der europäischen Flora.
Quellenangaben:
Text: Barbara Lawatsch 10/08, 10/20
Fotos: Prof. Dr. Manfred Brusten
Weiterführende Links:
Encke, Fritz: Pareys Blumengärtnerei, Band I, Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1958
Botanisches Institut Bonn: Dumont´s Große Pflanzenzyklopädie, Band I, Du Mont, Köln, 1998
Ulmers Pflanzenmagazin, Gartenpraxis 12/2001, Eugen Ulmer, Stuttgart
Bruns Pflanzen GmbH, Sortimentskatalog 2002/2003, 26160 Bad Zwischenahn