Juni

Pflanze des Monats Juni 2009 – Roter Fingerhut

Botanischer Name: Digitalis purpurea L.

Deutscher Name: Roter Fingerhut

Pflanzenfamilie: Scrophulariaceae (Rachenblütler)

Heimat / Geschichte:
Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea L.), eine Gift- und Heilpflanze, ist in lichten Wäldern von Irland bis Osteuropa und von Finnland bis Nordafrika verbreitet.
Wahrscheinlich wurde er durch die Iren im 5. Jahrhundert entdeckt.
Von dem Botaniker Leonhard Fuchs und dem englischen Arzt William Withering wurde er beschrieben.
W. Withering befasste sich besonders mit seiner Wirkung als Herzmittel.
Aus der Antike ist keine Benennung der Pflanze bekannt. Der Gattungsname Digitalis erscheint zuerst 1542 bei L. Fuchs und geht zurück auf das mittelalterliche Wort digitale = Fingerhut als Handwerkzeug des Schneiders. Die Blüte wurde mit der metallenen Fingerkappe verglichen. In den irischen und englischen Sagen dient die Fingerhutblüte den Elfen als Kopfbedeckung.
Der Rote Fingerhut war die Giftpflanze des Jahres 2007.

Botanik:
Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea L.) gehört zur Familie der Scrophulariaceae (Rachenblütler) und ist eine von etwa 25 Arten der Gattung Digitalis.
Er ist eine ein- oder zweijährige, frostharte, sommergrüne Staude mit einem 60 cm breiten, rosettenartigen Blattschopf und einem aufrechten Stängel, der 1,50 m hoch werden kann. Die ganze Pflanze ist filzig behaart. Die lanzettlichen, ganzrandigen bis gekerbten, dunkelgrünen Blätter stehen wechselständig, spiralig am Stängel und sind 10 cm – 25 cm lang. Nach oben zum Blütenstand hin verjüngen sie sich, werden immer kurzstieliger und unauffälliger.
Die 4 cm – 6 cm langen, purpurroten, röhrig glockigen Blüten stehen in einseitswendigen Trauben, da sie sich nach dem Lichteinfall richten.
Die zweilippigen Blüten sind an der längeren Unterlippe innen auffällig braun oder purpurn gefleckt. Die schräg nach unten hängenden Blüten besitzen 4 Staubblätter, die nicht herausragen. Die Oberlippe ist kürzer und breit ausgerandet. Die Seitenklappen sind schmaler. Der gesamte Kronsaum wölbt sich nach außen.
Kleineren Insekten wird der Eingang in die Blüten durch hochstehende Sperrhaare verwehrt. Die Pflanze wird deshalb hauptsächlich von Hummeln angeflogen.
Der Rote Fingerhut blüht von Juni bis August. Aus den Blüten entwickelt sich je eine vielsamige Kapsel, die bei Reife zweispaltig aufspringt.
Die kleineren Samen werden auch durch den Wind verbreitet.
Der Befall von Echtem Mehltau ist möglich.

Standort / Verwendung:
Den Roten Fingerhut (Digitalis purpurea L.) findet man verstreut und gesellig auf Kahlschlägen, Waldlichtungen und an Waldwegen. Er bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Standort und sauren, humusreichen, lockeren Boden, ist aber sonst anspruchslos.
Seit dem 16. Jahrhundert ist er schon als Zierpflanze in Gärten zu finden, da er eine sehr dekorative Staude ist. Der rot blühende Fingerhut bringt z.B. Farbe in vernachlässigte, dunkle Gartenecken und ist mit Farnen als Nachbarn ein Blickfang.
Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat oder durch Teilung der Grundrosette.
Seine große aber auch gefährliche Bedeutung hat der Rote Fingerhut in der Heilkunde.
In der Volksmedizin ist er schon lange als Mittel u. a. gegen Herzmuskelschwäche bekannt.
Seit dem 18. Jahrhundert wird er als erste Arzneipflanze gezielt medizinisch verwendet.
Alle Pflanzenteile sind durch die Digitalisglykoside hochgradig giftig, auch für Tiere.
Bei einer medizinischen Behandlung ist eine individuelle Dosierung mit standardisierten Digitalispräparaten unbedingt erforderlich, da es sonst zu lebensgefährlichen Vergiftungen kommen kann.

Text: Barbara Lawatsch 05/ 09

Fotos: Prof. Dr. Manfred Brusten

Quellenangaben:
Encke, Fritz: Pareys Blumengärtnerei, Band II, Paul Parey in Berlin u. Hamburg, 1960

Roth – Daunderer – Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte, Nikol Verlagsgesellschaft Hamburg, 1994

Botanisches Institut Bonn: Dumont´s Große Pflanzenenzyklopädie, Band I, Du Mont Köln, 1998

https://de.wikipedia.org/wiki/Roter_Fingerhut