Juli

Pflanze des Monats – Echter Salbei

Botanischer Name: Salvia officinalis L.

Deutsche Namen: Echter Salbei, Gartensalbei, Gewürzsalbei, Allerheilkraut, Edelsalbei, Königssalbei, Rauchsalbei, Zahnsalbei

Pflanzenfamilie: Lamiaceae (Lippenblütler)

Heimat / Geschichte:
Schon der wissenschaftliche Name erzählt von der hohen Wertschätzung der Pflanze; ist doch Salvia vom lateinischen salvare = heilen, salvere = gesund sein, abzuleiten.

Die heilige Familie fand auf der Flucht nach Ägypten vor ihren Verfolgern Schutz unter einem Salbeistrauch – deshalb erhielt er die Kraft, Menschen vor Krankheiten zu retten. Die Chinesen tauschten bei den Holländern die dreifache Menge ihres besten Tees gegen europäischen Salbei ein – einmal der umgekehrte Weg, denn hauptsächlich kamen die Gewürze damals aus China!

Hieronymus Bock empfiehlt die Pflanze in seinem Kräuterbuch von 1539 den ärmeren Leuten, die sich keinen Arzt leisten können.

Auch heute wird er noch vielfältig als Heilpflanze verwendet – vor allem als wirksames Mittel gegen Husten und Zahnschmerzen. In aus getrockneten Salbeiblättern zubereitetem Tee die Füße baden hilft gegen Schweißfüße. Salbeiblätter eignen sich auch für ein pflegendes Bad. Dafür ca. 100 Gramm frische Salbeiblätter mit 1 Liter kochendem Wasser überbrühen, den Sud 10 Minuten ziehen lassen, mit 1 Liter Buttermilch und einigen Tropfen Weizenkeimöl mischen und ins Badewasser (ca. 38°C) geben.

Botanik:
Die Salvia ist ein ausdauernder, bis 80 cm hoher, immergrüner, an der Basis verholzender Halbstrauch mit vierkantigen Stängeln und länglich elliptischen, filzig behaarten grau-grünen bis purpurroten Blättern. Die blauen bis violetten Blüten sind in Form einer Ähre quirlartig um den Stängel angeordnet. Insgesamt gibt es mehrere Hundert Salvia-Arten, von denen sich viele als Küchenkräuter oder in der Naturheilkunde verwenden lassen.

Standort / Pflege:
Der bei uns nur in Kultur vorkommende Echte Salbei benötigt einen sonnigen Standort mit gut durchlässigem, möglichst kalkhaltigem Boden. In Regionen mit strengem Frost ist ein guter Winterschutz notwendig, man kann die Pflanzen aber auch in Töpfen auf der Fensterbank ziehen.

Verwendung in der Medizin:

Salbei gegen übermäßigen Schweiß:
Die schweißhemmende Wirkung gehört zu den herausragenden Effekten des Gartensalbeis. Man machte sie sich früher noch mehr zunutze als heute. Noch in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Tinkturen und Aufgüsse des Salbeis dazu verwendet, den Nachtschweiß von Tuberkulosekranken zu behandeln. Heute ist diese Behandlung nicht mehr üblich, nichtsdestoweniger hatten die damaligen Ärzte große Erfolge damit.

Die Wirkstoffe des Salbeis – wahrscheinlich in erster Linie seine ätherischen Öle – normalisieren die Schweißdrüsenabsonderung und regulieren das zentrale Nervensystem, das für die Steuerung der Schweißdrüsen zuständig ist. Das heißt: sie greifen gleichzeitig an den Produktionsstätten des Schweißes an und an deren Steuerungszentrale. Kein Wunder, dass Salbei zu den erfolgreichsten Schweißhemmern überhaupt gezählt werden muss.

Die antihydrotischen Wirkungen von Salvia officinalis sind durch mehrere Studien bestätigt. Die Schweißhemmung beträgt bis zu 52 Prozent. Die Wirkung setzt zwischen dem ersten und vierten Tag ein, nach neun Tagen lässt die Wirkung nach. Besonders hilfreich sind Extrakte, die aus frischem Kraut gewonnen wurden; Zubereitungen aus getrockneter Ware sind weniger effektiv. Das Interessante am Salbei: er hemmt die Schweißproduktion sowohl in innerlicher als auch in äußerlicher Anwendung. So können Fußbäder mit Salbei bei Schweißfüßen helfen, während bei übermäßigem Schweiß infolge von Nervosität oder Übergewicht die Einnahme von Salbeitinktur zweckmäßig ist. In einigen Fällen können aber auch innerliche und äußerliche Anwendung miteinander kombiniert werden.

Im einzelnen hemmt der Gartensalbei die Schweißabsonderung bei folgenden Krankheiten oder Beschwerdebildern: Hyperhidrosis, Morbus Basedow, Nervosität, Neurasthenie, Schweißfüße, Tuberkulose, Übergewicht, Wechseljahresbeschwerden.

Salbei, ein natürliches Antibiotikum:
Der Salbei wirkt auch antibiotisch gegen eine ganze Reihe von Parasiten. Auch wenn für die einzelnen Mikroorganismen nicht sicher feststeht, durch welche Inhaltsstoffe des Salbeis sie attackiert werden: als gesichert gilt, dass seine antibiotischen Substanzen im Unterschied zu vielen anderen Heilpflanzen gut wasserlöslich sind. Dies bedeutet, dass man nicht nur mit alkoholischen Salbei-Tinkturen, sondern auch mit Salbei-Tee ein wirksames Antibiotikum in der Hand hat.

Ein wirksamer Schmerz- und Entzündungshemmer:
Salbei wird schon lange zur Behandlung von Entzündungen und auch zur lokalen Schmerzlinderung eingesetzt. In der Tat gehört er zu den wirkungsvollsten Entzündungshemmern, die die Natur kennt. Hauptwirkstoffe sind hier vor allem seine ätherischen Öle und seine Rosmarinsäure. Letztere blockiert neueren Untersuchungen zufolge die Arbeit von bestimmten Enzymen, die an der physiologischen Schmerzentstehung beteiligt sind. Überragend sind vor allem die Wirkungen von Salbei auf Entzündungen von Haut und Schleimhäuten. Hier kommt ihm zugute, dass er nicht nur entzündungshemmend wirkt, sondern auch antibiotisch aktiv ist und über seine Gerbstoffe die Schleimhäute robuster gegenüber Umwelteinflüssen macht. Salbei eignet sich daher zur Behandlung von Darmentzündungen, Furunkeln, Karbunkeln, Hautabszessen, Heiserkeit, Kehlkopfentzündungen, Mundschleimhautentzündungen, Rachenentzündungen, Unterschenkelgeschwüren, Wunden und Zahnfleischentzündungen.

Eine wirksame Hustenhilfe:
Salbeiinhalationen erleichtern das Abhusten. Er reiht sich damit unter die anderen Hustenheilkräuter ein wie etwa Thymian, Huflattich und Eukalyptus. Verantwortlich für diesen Effekt sind beim Salbei seine ätherischen Öle, vor allem das Cineol.

Ein guter Harntreiber:
Salbei enthält einige Wirkstoffe, die man auch in der Goldrute findet, einem der wohl wirksamsten harntreibenden Naturheilmittel. Er bildet dadurch eine wirkungsvolle Vorbeugung gegenüber Harnsteinen und Nierenkoliken. Die harntreibende Wirkung des Salbeis zusammen mit seinen antibiotischen Eigenschaften machen ihn zu einem chancenreichen Medikament bei Entzündungen der Harnwege.

Krampflösende Wirkungen:
Salbeiextrakte lösen Krämpfe an der glatten Muskulatur des Darms und der Gallenblase. Hauptverantwortlich hierfür sind seine Flavonoide und seine ätherischen Öle. Diese Ergebnisse sind wissenschaftlich gesichert. Nicht gesichert ist jedoch eine frühere Anwendung des Salbeis, als man ihn noch zur Behandlung von epileptischen Krämpfen einsetzte. Gegen diese Indikation spricht auch, dass destilliertes Salbeiöl in hoher Dosierung zu epilepsieähnlichen Anfällen führen kann.

Ein Mittel gegen Diabetes:
Salbei konnte in einer Studie zeigen, dass er den Blutzuckerspiegel von Diabetikern senken kann. Demzufolge senkt die Gabe von 100 ml einer 10-prozentigen Salbeiabkochung den Blutzuckerspiegel bereits nach einer Stunde um 6 Prozent, nach zwei Stunden um 12 Prozent und nach drei Stunden um 27 Prozent. Die doppelte Dosis vermag den Effekt noch geringfügig zu steigern. Allerdings wurde bei der Untersuchung nicht berücksichtigt, um welche Form von Diabetes es sich handelte.

Ein wirksames Antioxidans:
Die Rosmarinsäure des Salbeis vermag aggressive Sauerstoffreaktionsketten zu stoppen. Salbei eignet sich daher vorzüglich dazu, den Verfall von leicht verderblichen Lebensmitteln wie etwa Fleisch hinauszuzögern. Im menschlichen Organismus konnte gezeigt werden, dass Rosmarinsäure an den Blutplättchen oxidative Vorgänge hemmt und dadurch den Blutfluss verbessert. Neuere Studien geben Hinweise darauf, dass sogar schon der „triviale“ Salbeitee (also nicht ein speziell hergestelltes Extrakt) einen Schutz für die Leber aufbaut.

Nebenwirkungen:
Über den Salbei kursieren zahlreiche uralte Vorurteile, was seine unerwünschten Nebenwirkungen angeht. Hauptansatz ist hierbei sein ätherisches Öl Thujon, das man ja auch bei anderen Heilpflanzen wie etwa dem Teebaum findet. Thujon besitzt in der Tat die Eigenschaften eines Giftes, es führt in hohen Konzentrationen zu Herzjagen, Hitzegefühl, Krämpfen, Erbrechen und Schwindelattacken. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass deswegen auch der Salbei diese Wirkungen haben muss. Wenn wir über die Nebenwirkung eines Heilkrautes sprechen wollen, dürfen wir nicht die Wirkungen eines ihrer Inhaltsstoffe heranziehen und diese unzulässigerweise auf die gesamte Pflanze übertragen. Richtig ist vielmehr, dass wir die konkreten Beobachtungen zusammentragen, die beim Einsatz des gesamten Krautes und seiner Extrakte und Zubereitungen angestellt wurden.

Und diese Beobachtungen lassen den Salbei als eher harmlos erscheinen (nicht umsonst wird er ja seit vielen Jahrhunderten als Gewürz eingesetzt, ohne Schaden hervorzurufen).

Quellenangaben:
Auszüge aus einer Beschreibung von Dr. Jörg Zittlau, Wissenschaftsjournalist und Autor des Buches „Natürlich heilen mit Salbei“

Lexikon der Kräuter, Hans W. Kothe, Komet Verlag GmbH, Köln

Zusammenstellung: Frank Telöken 06/05, 07/19

Fotos: Frank Telöken

Weiterführende Links:
Wikipedia
Gartenlexikon
Kräuter-Buch