Pflanze des Monats Oktober 2003 – Baumwolle
Botanischer Name: Gossypium hirsutum L.
Deutscher Name: Baumwolle
Pflanzenfamilie: Malvaceae (Malvengewächse)
Heimat / Geschichte:
In China und Indien wurde die Baumwolle schon 3800 Jahre v. Chr. angebaut und ist somit eine sehr alte Kulturpflanze. Auch den Inkas in Amerika war die Baumwolle bereits bekannt. Aber erst im 13. Jahrhundert verbreitete sie sich durch die Araber im Abendland.
Schon 500 v. Chr. schrieb der griechische Geschichtsschreiber Herodot:
„Indien ist im Osten tatsächlich das letzte bewohnte Land, und es gibt dort wilde Bäume, die eine Wolle hervorbringen, die an Schönheit und Robustheit die Schafwolle weit übertrifft.“
Die Baumwolle hat mehrere Ursprungszentren. Dazu gehören das südliche Afrika, Indien und die Westabhänge der nördlichen Anden.
Die Baumwolle spielte allerdings lange eine unbedeutende Rolle neben den Textilien aus Leinen, Wolle und Seide. Der eigentliche Durchbruch erfolgte erst, als es gelang, die Samen maschinell von den Fasern zu trennen, das war 1794. Davor wurden die erste Spinnmaschine „Spinning Jenny“ 1764 erfunden und 1784 der erste mechanische Webstuhl.
Industrialisierung, Bevölkerungsanstieg, Kolonisierung, Einsatz von Sklaven trugen zur Entwicklung zu einer Weltwirtschaftspflanze bei. Das gilt auch für ihre besonderen Eigenschaften wie Festigkeit, Faserlänge, Spinnbarkeit und gute Anfärbbarkeit.
Negativschlagzeilen macht der Baumwollanbau durch ökologisch unangepasste Methoden, die vor allem in Zentralasien zu verheerenden Schaderscheinungen führen (Aralsee-Syndrom).
Wertvoll sind textile Baumwollprodukte, weil sie besonders hautfreundlich sind.
Sie sind weich, luftdurchlässig und können bis zu einem Viertel ihres Gewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen. Man kann aus Baumwolle nicht nur Unterwäsche, Bettwäsche, Windeln, Verbände herstellen, sondern auch feinste Stoffe wie Batist, Jersey.
Botanik:
Die Gattung Gossypium gehört zur Familie der Malvaceae, der Malvengewächse und ist eng verwandt mit dem Hibiscus.
Es gibt über 20 Arten und zahlreiche Züchtungen.
Die beiden bekanntesten Arten sind Gossypium herbaceum L., in Nordwestindien und Zentralasien heimisch und Gossypium hirsutum L., in Mittelamerika heimisch.
Aus ihnen sind hauptsächlich die heute benutzten Kultursorten hervorgegangen.
Die Baumwolle ist ein mehrjähriger Baum, der bis zu 6 m hoch werden kann, ein Strauch oder Halbstrauch. In Plantagen wird sie aber nur einjährig angebaut und nur ca. 2 m hoch.
In den Blattachseln der handförmig geteilten oder gelappten Blätter sitzen eine oder mehrere 5 blättrige Blüten. Die Blütenfarbe ist hellgelb mit rotem Grund, manchmal auch weiß, rötlich oder purpur.
Die Bestäubung erfolgt durch Insekten oder die Verbreitung der Pollen durch den Wind.
Nach der Blüte bildet sich aus dem Fruchtknoten eine drei- bis fünffächrige Fruchtkapsel, die ca. 30 schwärzliche, eiförmige Samen in Erbsengröße besitzt. Die Samen haben einen Flaum aus kurzen nicht spinnbaren Haaren, dem Linters. Pro Pflanze entwickeln sich 5 – 30 Kapseln.
Die Besonderheit der Samenschalen sind die Ausstülpungen der Epidermis (Oberhaut), die später zu den langen Samenhaaren heranwachsen, der Baumwolle.
Nach Beendigung ihres Längenwachstums sind die Haare 25 mm – 60 mm lang.
Wenn die Samen reif sind, etwa 7-10 Wochen nach der Blüte, springen die Kapseln von der Größe eines Tischtennisballes auf. Aus den Kapseln quellen zwischen 1200-7600 Einzelfasern hervor, auch Lint genannt. Die Haare sind flach, hohl, bandförmig, dehnbar und spiralartig verdreht. Das sind die Gründe für die guten Spinneigenschaften.
Standort / Pflege / Vermarktung:
Die Baumwolle benötigt für ihr Wachstum feuchte Böden in heißem Klima mit reichlich Niederschlägen oder künstlicher Bewässerung. Der Anbau ist mit hohem Wasserverbrauch verbunden. Für 1 kg Baumwolle werden ca. 30 Kubikmeter Wasser verbraucht.
Zur Erntezeit, vier bis sechs Monate nach der Aussaat, darf die geöffnete Fruchtkapsel aber keiner Feuchtigkeit mehr ausgesetzt sein.
Der Baumwollanbau erfolgt zwischen dem 35° Grad südlicher und dem 45° Grad nördlicher Breite. In diesem „Baumwollgürtel“ liegen die wichtigsten Länder des Baumwollanbaus:
USA, Mexiko, China, GUS, Indien, Ägypten, Sudan, Türkei.
In den Entwicklungs- oder Schwellenländern darunter, ist er der wichtigster Exportartikel und Devisenquelle.
Die Baumwolle wird in Monokulturne angebaut und ist anscheinend eine selbstverträgliche Pflanze. Fruchtfolgen werden jedoch empfohlen.Auf 32 Millionen Hektar wird Baumwolle angebaut. Das sind 0,8 % der landwirtschaftlich nutzbaren Anbaufläche der Erde. Bei guten Ernten werden pro Hektar Land eine Tonne Baumwollfasern geerntet. Allerdings wird der Ertrag oft durch Mißernten und Schädlinge beeinträchtigt. Schädlinge sind vor allem der Baumwollkapselkäfer, aber auch Erdflöhe, Zikaden, Spinnmilben, Mottenschildläuse, Schmetterlingsraupen, Baumwollkapselwürmer, Baumwollwanzen, Stengelspitzenbohrer, Trauermücken, Fransenflügler. Bakteriosen und Virosen kommen dazu.
Deshalb sind Umweltbelastungen durch mehrfache Agrarchemikalieneinsätze pro Jahr bis zur Ernte groß.
Für eine Tonne Baumwolle werden ca. 400 kg Düngemittel, 40 kg Isektizide und 1,2 kg Entlaubungsmittel eingesetzt.
Die Anbau- und Erntemethoden sind den Standortverhältnissen angepasst. Das reicht in den einzelnen Ländern von Handarbeit, die übrigens qualitativen Vorsprung hat, jedoch auch wegen der klimatischen Bedingungen sehr hart ist, bis zum Einsatz von gigantischen Hack- , Sä- und Pflückmaschinen. Baumwollfelder müssen sehr sorgfältig gehackt werden, da die Baumwolle nur eine geringe Konkurrenzfähigkeit gegenüber Wildkräutern aufweist.
Die Rohbaumwolle besteht zu etwa 94 % aus Zellulose. Die Farbe des Lints ist bei Kultursorten weiß, cremefarben bis gelblich. Die Sorte „Sea Island“ aus Amerika ist typisch für weiße Sorten, „Mako“ aus Ägypten für cremefarbene.
Neben den Fasern wird auch der Samen verwertet. Früher war er, da er zu etwa 1,5 % giftiges Gossypol enthält, nur ein Entsorgungsproblem der Baumwollfabriken.
Heute ist er durch besondere Aufbereitung ein wertvolles Nebenprodukt. Sein hoher Linolsäureanteil macht das Öl der Samen für die Margarineherstellung besonders Wertvoll. Aber auch in der Kosmetik-, Seifen- und Kerzenindustrie oder als Schmieröl findet es Verwendung. Und die kurzfaserigen Linters dienen als Polstermaterial für Möbel und Autositze, werden zu saugfähigen Putztüchern, zu Kunstseide, Kunststoffen, Lacken verarbeitet.
Auch der Hobbygärtner kann Baumwollpflanzen im Zimmer oder an einem geschützten, sonnigen Platz im Garten oder auf dem Balkon aufstellen.
Allerdings hält man sie nicht wegen ihres zierlichen Wuchses, wegen der gelappten Blätter oder wegen der Blüten. Das wahre Erlebnis stellt sich erst ein, wenn sich die weißen Wollbüschel präsentieren.
Text: Barbara Lawatsch 09 / 03
Quellenangabe:
Pareys Blumengärtnerei, Fritz Encke, Paul Parey Verlag in Berlin und Hamburg
http://geo.bildungszentrum-markdorf.de/fortbildung/pages/BAUMWOLLE.HTM
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http://www.mpiz-koeln.mpg.de/pr/garten/schau/Gossypium/Baumwolle.html
http://www.giftpflanzen.com/gossypium_herbaceum.html
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