September

Pflanze des Monats – Riesenseerose

Botanischer Name: Victoria cruziana Orb

Deutsche Namen: Riesenseerose

Pflanzenfamilie: Seerosengewächse (Nymphaeaceae)

Heimat/Geschichte: 

Die Riesenseerose Victoria cruziana Orb. ist eine tropische Süßwasserpflanze, die vor allem in Südamerika, in Brasilien, Argentinien und Paraguay beheimatet ist.

Sie ist weltweit eine der größten Wasserpflanzen und wächst in stillen Buchten der großen, langsam fließenden Flüsse.

Die Erstbeschreibung der Riesenseerose erfolgte 1840 durch den Franzosen Alcide
d´Orbigny. Die Königlich Geographische Gesellschaft von London gab ihr dann den Namen „Victoria“ zu Ehren der britischen Königin Victoria (1819-1901).

Botanik: 

Die Riesenseerose Victoria cruziana Orb. gehört innerhalb der Familie der Nymphaeaceae (Seerosengewächse) mit nur zwei Arten zur Gattung Victoria. Die zweite, größere Art ist Victoria amazonia (Poepp.) Sowerby.

Sie ist eine krautige, rhizombildende Pflanze, deren extrem große, glänzend grüne Laubblätter einen Durchmesser von 120 cm bis zu 170 cm erreichen können. Die mit nadelstichfeinen Poren versehenen kreisrunden Blätter schwimmen auf dem Wasser. Sie haben zwei einander gegenüberliegende Einkerbungen im 12 cm bis 18 cm hochgewölbten, braunroten Rand, so dass Regenwasser ablaufen kann. 

Stabilität und Schwimmfähigkeit sind durch ein Stützgewebe auf der Blattunterseite gegeben, das dem Netz der Blattadern folgt. Die Stützleisten enthalten luftgefüllte Zellen und sorgen so für den Auftrieb. Alle unter Wasser liegenden Pflanzenteile sind mit harten, spitzen Stacheln besetzt, die der Abwehr von Pflanzenfressern dienen.

Die riesigen Blätter der Victoria amazonica (Poepp.) Sowerby können ein Gewicht bis 50 kg tragen. Mehrere Babys können z. B. auf ein solches Blatt gesetzt werden. 

Die Riesenseerose blüht nur zwei Tage. Nach ihrem Auftauchen ist die etwa 25 cm große Blüte erst weiß, dann am zweiten und letzten Tag wird sie dunkelrosa.

Die Riesenseerose ist eine wärmeliebende (thermogenetische) Pflanze. Der Blütenkelch beginnt sich als Knospe zu erwärmen, teilweise um 9 Grad Celsius mehr als die Umgebung. Wenn sich dann die Blüte nachts öffnet, entlässt sie einen starken, süßlichen Duft, um bestäubende Käfer anzulocken. Die in die Blüte krabbelnden Käfer bleiben bis zum darauf folgenden Tag in der tagsüber geschlossenen Blüte gefangen und werden erst in der zweiten Nacht wieder freigelassen. 

Beide Arten der Gattung Victoria blühen am Abend auf und schließen sich in den Morgenstunden. Am Tag ist die Blüte geschlossen. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet blühen sie das ganze Jahr über, bei uns hauptsächlich im September.

Nach der Befruchtung senken sich die Blüten und die erbsengroßen Samen reifen unterhalb der Wasseroberfläche.

Lichtverhältnisse und Temperaturen führen bei uns dazu, dass die Pflanze jedes Jahr neu ausgesät werden muss. In den tropischen Gebieten ist sie ausdauernd.

Standort/Pflege:

Die Riesenseerose Victoria cruziana Orb. ist etwas kleiner und weniger wärmebedürftig als Victoria amazonica (Poepp.) Sowerby. Deshalb eignet sie sich bei uns auch für eine Kultur in Freilandbecken mit humusreichem, lehmigem Boden. Im Botanischen Garten Wuppertal ist sie im Warmwasserbecken zu finden.

Diese imposante Wasserpflanze versetzt auch durch rasches Wachstum in Erstaunen. Im 19. Jahrhundert löste sie in Europa Begeisterungsstürme aus. Ihre Blätter waren auch Vorbild für einige technische Leichtbaukonstruktionen wie den Kristallpalast in London (Bionik).

Die reifen Samen werden in ihrem Verbreitungsgebiet von den Ureinwohnern zu Mehl verarbeitet, aus dem wegen seines guten Geschmacks Gebäck hergestellt wird. In den botanischen Gärten ist die Riesenseerose eine beliebte tropische Teichpflanze.

Im Seerosenteich,
umgeben von Schilf und Baum,
hat der Himmel Raum.

Else Pannek

 

Quellenangaben:

Text: Barbara Lawatsch 9/2021
Fotos: Anja Hennern

Weiterführende Literatur:

Encke, Fritz: Pareys Blumengärtnerei, Band I, Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1958

Wikipedia, Die Gattung Victoria

Wikipedia, Victoria cruziana

Botanischer Garten Bonn, Die Riesenseerose

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Schöne der Nacht

Gedicht Else Pannek