August

Pflanze des Monats August 2007 – die Schwarzpappel

Botanischer Name: Populus nigra L.

Deutscher Name: Schwarzpappel

Familienname: Salicaceae (Weidengewächse)

Heimat/Geschichte: 
Die Schwarzpappel (Populus nigra L.) ist ein charakteristischer Baum der Flusstäler. Ihr Verbreitungsgebiet, mit Ausnahme Skandinaviens, erstreckt sich über Europa, West- und Zentralasien, sowie Nordafrika. In Deutschland wurde sie 2006 als bundesweit gefährdet in die „Rote Liste“ der Farn- und Blütenpflanzen eingestuft. Sie ist selten geworden durch die Vernichtung ihres natürlichen Lebensraumes, der Flussauen. Außerdem wurden Pappelhybriden mit schnellerem Holzwachstum nach dem Zweiten Weltkrieg auf ihren verbliebenen Standorten angepflanzt und verdrängten sie.
In Nordrhein-Westfalen gibt es nur noch ca. 505 alte, reinrassige Schwarzpappeln.
Der Name beschreibt die Bewegung und das Rascheln der Blätter im Wind und vergleicht das mit dem „Plappern des Volkes“ (griechisch: papállomai = zittern, zappeln; lateinisch: populus = Volk).

Botanik:
Die Gattung Populus L. gehört mit ca. 35 Arten zur Familie der Salicaceae (Weidengewächse). Die Schwarzpappel (Populus nigra L.) als eine der Arten, ist ein schnellwüchsiger, laubabwerfender, frostharter Baum, der große Ausmaße erreichen kann. Ihr unbelaubter Habitus erinnert an eine Eiche. Die Schwarzpappel kann sogar bis zu 300 Jahre alt werden, einen Stammdurchmesser von über 2 m und eine Höhe von ca. 35 m vorweisen. Ältere Exemplare sind von mächtigem, knorrigem Wuchs. Auch die Bildung von Wasserreisern und Maserknollen führt oft zu einer bizarren Stammform.
Die Baumkrone ist unregelmäßig aufgebaut mit langen überhängenden Ästen.
Die Schwarzpappel verdankt ihren Namen der dunkelgrauen bis schwarzen Baumrinde. Die Borke ist dick und im Alter grob, längsrissig mit charakteristischen Rautenmustern und Wülsten versehen.
Die wechselständigen, 4 cm – 6 cm breiten Blätter sind dreieckig bis eiförmig, zum Grund keilförmig verschmälert, bis 10 cm lang und glänzend dunkelgrün. Sie stehen büschelig und sind am Rand gezähnt. Durch den langen, seitlich abgeplatteten Stiel bewegen sich die Blätter lebhaft im Wind.
Die Schwarzpappel ist zweihäusig, also getrenntgeschlechtlich. Sie gehört zu den Frühblühern und entwickelt aus den hellbraunen bis rotbraunen Knospen die Blüten vor dem Blattaustrieb im März / April. Die weiblichen, gelbgrünen, 10 cm langen, zur Reife gestreckten Kätzchen setzen sich aus ca. 50 winzigen Einzelblüten zusammen. Der Fruchtknoten ist deutlich gestielt mit zwei gelben Narben. Die männlichen, bis 12 cm langen, herabhängenden Kätzchen haben pro Blüte 10 bis 30 purpurrote Staubbeutel. Die Blüten werden durch Windbestäubung befruchtet. Die Samenreife erfolgt Ende Mai / Anfang Juni. Die Fruchtkapseln, in denen die 6 mm großen Samen sitzen, springen zweiklappig auf. Aus ihnen quillt „weiße Wolle“ hervor, in der die kleinen Samenkörner hängen. Wasser und Wind tragen die Wolle fort. Die Keimfähigkeit lässt schnell nach. Und da feuchte Uferzonen und ihre Überschwemmungsbereiche durch die Regulierung der Flüsse weitgehend beseitigt wurden, ist die Vermehrung durch Samen oft nicht mehr möglich. Von den Wurzelsprossen der Schwarzpappeln können allerdings vegetativ noch ganze Bestände neuer Pappeln ausgehen.
Auf der Pappel entwickeln sich acht heimische Nachtschwärmer, darunter der Pappelschwärmer. Oft leidet sie unter Pilzbefall und in manchen Jahren unter Massenbefall durch Läuse.

Standort / Vermehrung / Verwendung: 
Die Schwarzpappel (Populus nigra L.) wächst mit der Silberpappel (Populus alba L.) und verschiedenen Weidenarten in Flussauen, die regelmäßig jährlich überschwemmt werden.
Das Niederrheingebiet gehört in NRW vermutlich zu ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet. Die Schwarzpappel verträgt Überflutungen, zeitweise Austrocknung, Erosion und Eisgang, der auch Verletzungen hervorrufen kann, sehr gut.
In diesen Regionen sind Ablagerungen von Schlick oder sandigkiesigem Material typisch. Die Wurzeln können sehr tief reichen, vertragen jedoch keine dauernd staunassen Böden.
Die Baumkrone benötigt viel Licht, da sie sonst verkümmert.
Unter guten Bedingungen kann die Pappel einen Zuwachs von 1 m pro Jahr haben.
Ihr natürlicher Lebensraum wurde durch den Menschen derart verringert, dass die Schwarzpappel in NRW unterzugehen droht. Die Renaturierung von Flussauen kann zur Erhaltung und Vermehrung der Schwarzpappelbestände beitragen. Aber auch die Forstgenbank NRW bemüht sich um Maßnahmen zur Erhaltung. Die Vermehrung erfolgt generativ über das Saatgut und vegetativ durch Steckhölzer. In den Baumschulen wird die Schwarzpappel noch sehr selten angeboten. Aber durch die genannten Maßnahmen sollen sie die Schwarzpappel für den Landschaftsbau und die Forstwirtschaft wieder anbieten können. Eine durch Mutation der Schwarzpappel hervorgegangene Varietät ist die Pyramidenpappel (Populus nigra L. `Italica`). Sie ist bekannter, weil sie mit ihrer säulenartigen Silhouette als Alleebaum eindrucksvoll das Landschaftsbild bestimmt.
Die Schwarzpappel (Populus nigra L.) wurde und wird in vielerlei Hinsicht verwendet. Ihr Holz ist weich, leicht und preisgünstig. Der Faserflaum der Pappelfrüchte wurde als Füllung für Bettdecken genommen. Das Holz wurde z.B. zu Schnitzereien, Möbeln, Zellstoff, Holzschuhen verarbeitet. In den Niederlanden gilt die Schwarzpappel als „Klompen-Boom“. In der Heilkunde gewinnt man aus ihr schmerzstillende, entzündungshemmende Mittel. Auch kann man die Zweige zum Korbflechten verwenden.
Angeblich kann keine andere Baumart mehr Kohlendioxid aus der Luft binden und damit den Treibhauseffekt bremsen als die Schwarzpappel.

Text: Barbara Lawatsch 07/07

Fotos: Prof. Dr. Manfred Brusten

Quellenangabe: 
H.P.Schmitt, L.Schulze, A.Scheible: Schwarzpappeln in NRW, LÖBF NRW 3/2006

Ulrich Hecker, Bäume und Sträucher, BVL – Verlagsgesellschaft, München 2001