Juli / August

Pflanze des Monats Juli / August 2017 – Klatschmohn

Botanischer Name: Papaver rhoeas L.

Deutscher Name: Klatschmohn,
Mohnblume

Pflanzenfamilie: Papaveraceae (Mohngewächse)

 

Heimat / Geschichte:
Der Klatschmohn (Papaver rhoeas L.) wurde von der Loki-Schmidt-Stiftung zur Pflanze des Jahres 2017 gewählt. Die Stiftung will auf den fortschreitenden Verlust und die Gefährdung von Ackerwildpflanzen aufmerksam machen.
Obwohl der Klatschmohn ein Überlebenskünstler ist und inzwischen Ausweichflächen besiedelt, steht er stellvertretend für andere durch intensive Landwirtschaft bedrohte Pflanzen.
Ursprünglich stammt der wärmeliebende Mohn wahrscheinlich aus dem Mittelmeerraum. Er drang zusammen  mit dem Getreideanbau in der Jungsteinzeit  etwa 4500 – 3000 Jahre vor Christus nach Norden vor. Heute ist er weltweit verbreitet. Er bevorzugt aber die nördliche gemäßigte Zone. Er wächst bis in Höhen von 1000 m.
Der Klatschmohn wird bei uns so genannt, weil seine Blütenblätter bei Wind und Regen aneinanderklatschen.
Der wissenschaftliche Name Papaver geht auf das lateinische Wort „pappare“ zurück und bedeutet „essen“. Das bezieht sich wohl darauf, dass die Römer Brei mit Mohnsaft versetzten, um die Kinder ruhig zu stellen, damit sie besser einschlafen konnten. „rhoeas“ stammt vom griechischen „rhoia“ für „fließen“ ab. Damit ist der Milchsaft des Klatschmohns gemeint.
Eine mit Trauer verbundene Bedeutung hat der Klatschmohn durch den Ersten Weltkrieg bekommen. Besonders bei den Briten gehören Mohnblüten zur Erinnerungskultur. Nach Beendigung des Krieges blühte er auf den Schlachtfeldern  als eine der ersten  Besiedelungspflanzen. Er wurde zum blutroten Symbol, der Gedenktag ist der 11 November, für die gefallenen  Soldaten.

Botanik:
Der Klatschmohn (Papaver rhoeas L.) ist eine von etwa 100 Arten der Gattung Papaver, die zur Familie  der Papaveraceae  (Mohngewächse) gehört.
Der Klatschmohn ist eine  ein- bis zweijährige, frostharte, krautige Pflanze mit grundständiger Rosette. Als Tiefwurzler reicht er bis zu 1 m in die Erde. Er wird 20 cm bis 90 cm hoch.
Sein dünner Stängel mit der Knospe ist wenig verzweigt und borstig behaart.
Die 15 cm langen, gestielten, hellgrünen Blätter sind ebenfalls rauh behaart und lanzettlich, einfach bis doppelt fiedrig, mit grob eingeschnittenen bis scharf gesägten Blattabschnitten.
Die Pflanze enthält einen klebrigen, milchigen Saft. Er schmeckt bitter und schützt so vor Tierfraß. Er trocknet schnell und ist ein guter Wundverschluss. Seine antibiotische Wirkung ist ein weiterer Schutz für die Pflanze.
Die Blütezeit ist von Mai bis Juli und dauert jeweils nur 2 – 3 Tage.
Die duft- und nektarlosen, schalenförmigen, 5 cm – 10 cm breiten Blüten stehen einzeln, endständig auf dem Stängel. Sie sind zwittrig und vierzählig mit doppelter, scharlachroter Blütenhülle. Innen hat die Blüte einen schwarzen, oft weiß geränderter Grundfleck.
Die herunterhängende Knospe, die sich beim Aufblühen aufrichtet, hat 2 Kelchblätter, die abfallen.
Dann können sich die zarten, zusammengeknautschten, kurzlebigen Blütenblätter entfalten.
Es sind etwa 164 Staubblätter vorhanden, die um eine verkehrt eiförmige, 2 cm lange Kapsel in der Blütenmitte sitzen. Innen ist die Kapsel durch Samenleisten gefächert.
Nach der Befruchtung  durch Insekten wie Hummeln oder den Wind öffnen sich bei Reife von Juli bis August unter dem 10 strahligen Narbendach die streudosenartigen Kapseln.
Durch die Strahlen hat das Narbendach Vertiefungen, die den Rand wellig erscheinen lassen.
Bei trockenem Wetter werden tausende schwarze, sehr kleine Samen frei. Sie haben eine Streu- oder Flugweite von 4 m oder mehr.
Der Klatschmohn ist durch den Milchsaft giftig. Er enthält aber kein Morphium wie der Schlafmohn. Er ist anfällig für Blattläuse und Mehltau.

Standort / Verwendung / Pflege:
Klatschmohn (Papaver rhoeas L.) ist wie kaum eine andere Pflanze mit ihren roten Blüten schon von weitem zu erkennen. Dieses klassische Ackerkraut kündigt den Sommer an.
Obwohl der Klatschmohn anspruchslos ist, ist der ideale Standort für ihn ein besonnter, offener, stickstoffreicher Boden. Auf einer Wildblumenwiese, in Rasen oder anderen geschlossenen Pflanzendecken kann er sich nicht durchsetzen. Die Samen werden also auf der Erde ausgesät.
Er ist ein Lichtkeimer. Nach der Blüte sollten die Pflanzen für die Selbstausaat, die erfolg-versprechend ist, stehengelassen werden.
Vor der Blüte und nicht später können wegen des giftigen Milchsaftes auch die jungen, grünen Blätter z.B. für Salate verwendet werden.
Die roten Blütenblätter eignen sich als essbare Dekoration. Sie werden auch in Teemischungen verwendet.
In der Volksmedizin wurde der Klatschmohn gegen Husten und als Beruhigungsmittel eingesetzt. Früher diente die intensiv rote Blütenfarbe außerdem zur Herstellung von roter Tinte sowie zum Färben von Stoffen, ebenso zur Herstellung von Schminke.
Die schnell welkenden roten Blüten des Mohns sind seit langem auch ein Symbol für verlorene Liebe und Leidenschaft. Als Ackerwildkraut vom Menschen bekämpft, ist er doch wegen seiner Schönheit beliebt.

Der Mohn hat rote Wände,
Er lodert riesengroß,
Ein Krater im Gelände.
Umschließ und lass ihn los!
Georg von der Vring (1889-1968)

Text: Barbara Lawatsch  06/17

Foto: Dirk Derhof

Quellenangabe:
 Texte der Loki-Schmidt-Stiftung

Encke, Fritz: Parey’s Blumengärtnerei, Band 1, Paul Parey in Berlin u. Hamburg, 1958

Roth, Daunderer , Kormann : Giftpflanzen-Pflanzengifte, Nikol-Verlagsgesellschaft, Hamburg, 1984

Botanisches Institut Bonn: Dumont’s Große Pflanzenenzyklopädie, Band II, Dumont, Köln, 1996

https://de.wwikipedia.org/wiki/Klatschmohn

https://www.gaissenmayer.de/pflanzen-des-Jahres/blume-des-jahres
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