Pflanze des Monats Dezember 2007
Botanischer Name: Pinus sylvestris L.
Deutsche Namen: Waldkiefer, Gemeine Kiefer, Föhre
Japanischer Name: Sugi
Pflanzenfamilie: Pinaceae (Kieferngewächse)
Heimat/Geschichte:
Die Waldkiefer (Pinus sylvestris L.) ist im eurasischen Raum vom Polarkreis bis in die Türkei und in den Osten Asiens beheimatet. In Deutschland ist sie mit Ausnahme des Westens, im Norden, Nordosten und in den Alpen verbreitet. Die Höhenverbreitung reicht von der Meereshöhe bis in die Alpen auf 2200 m Höhe. Seit Anfang des 15. Jahrhundert ist das Wort Kiefer bekannt. Das althochdeutsche Wort „kienforaha“ setzt sich aus Kien und Föhre zusammen. „Kien“ und das lateinische Wort „pinus“ bedeuten harzreiches Holz. Im Volksbrauchtum spielte die Kiefer eine große Rolle. Ihr Holz, zu Gegenständen geschnitzt, galt z.B. als Schutzmittel gegen böse Geister und Hexen. Fossile Kiefernreste reichen bis über 200 Millionen Jahre zurück. Durch das Harz der großen Kiefernwälder im Norden entstand im Tertiär vor ca. 5 Millionen Jahren der Nord- und Ostseebernstein. Der einsetzende Rückzug der Kiefer geschah nicht nur durch die Eiszeit, sondern auch durch die Konkurrenz der Laubgehölze und der Fichte, so dass sie heute ca. 24% der Waldfläche, wild und angebaut, in Deutschland einnimmt.
Die Waldkiefer wurde vom „Kuratorium Baum des Jahres“ zum Baum des Jahres 2007 benannt, um sie bekannter zu machen.
Botanik:
Die Gattung Pinus L. gehört mit ca. 100 Arten zur Familie der Pinaceae (Kiefergewächse). Die winterharte Art Pinus sylvestris L. (Waldkiefer) kann bis zu 600 Jahre alt werden. Da sie genügsam ist, sind ihre natürlichen Standorte Sandböden, Felsschutthänge in den Mittelgebirgen und Moore. Das Alter lässt sich bei jüngeren Bäumen an der Zahl der Astquirle ablesen. Pro Jahr wird ein Quirl gebildet. Diese Astansätze bleiben mit gut sichtbaren Narben auch nach dem Absterben und Abfallen der Äste am Stamm erhalten.Der schlanke Baum wird 20 bis 50 m hoch. Der Stamm, selten bis 1,50 m dick, entastet sich nach und nach und endet mit einer asymmetrisch gerundeten oder breiten schirmförmigen Krone. Die Rinde bildet fuchsrote Flächen (Spiegelrinde). Darin unterscheidet sie sich von anderen Kiefernarten. Unter der Krone ist die Rinde glatt und leuchtet orange bis rot. Im unteren Bereich des Stammes wird sie dicker und reißt in Schuppen auf. Die Kiefer ist sehr sturmfest, weil ihre Pfahlwurzeln bis in eine Tiefe von
8 m reichen und ihre Seitenwurzeln bis zu 16 m lang werden können.Die Waldkiefer blüht von Mai bis Anfang Juni. Die Samenreife erfolgt im zweiten Jahr von September bis Oktober. Doch erst dann im Frühjahr darauf geben die Zapfen die Samen frei.
Die Blüten werden durch den Wind bestäubt. Bei trockenem Wetter und Ostwind kommen dann auch große Pollenmengen aus den Kiefernwäldern des Ostens bis zu uns und überziehen Pfützen, Autos, Fensterbretter usw. mit einer gelben Schicht „Schwefelregen“. Die Waldkiefer ist einhäusig, jedoch getrenntgeschlechtlig.Sie blüht frühestens in einem Alter von 10 Jahren.Die 6 bis 8 mm langen, schwefelgelben, männlichen Blütenkätzchen sitzen an der Basis der Jahrestriebe.
Die weibliche Blütenstände sind 5 bis 6 cm lange, 2 bis 3,5 cm dicke, kugelige, gestielte Zapfen, die aus zahlreichen Schuppen bestehen und am Ende der Jahrestriebe sitzen. Sie sind zur Zeit der Bestäubung tiefrot. Unmittelbar nach der Bestäubung biegen sich die Zapfen nach unten. Die Samen sind 3 bis 5 mm groß und besitzen 15 bis 20 mm lange, hellbraune, papierdünne Flügel.Die graugrünen, mit Wachs überzogenen Nadeln sind 4 bis 7 cm lang, 1,5 bis 2 mm breit, zugespitzt und stehen immer zu zweit als Paare. Sie bleiben nur 2 bis 3 Jahre am Zweig. Gegen Pilzkrankheiten und Vielzahl von Schädlingen (Raupen vom Kiefern-Spinner, der Nonne, der Kiefernbuschhornblattwespe usw.) wehrt sich der Baum mit vermehrtem Harzfluss.
Standort / Vermehrung / Verwendung:
Die Waldkiefer (Pinus sylvestris L.) ist ein für Sandböden (z.B. in Brandenburg und Mecklenburg) geradezu unschätzbarer Baum. Allerdings benötigt sie viel Licht. Berlin ist von einem Kranz von Kiefernwäldern umgeben. So ist die Föhre auch der allgemeine Charakterbaum des Grunewaldes. Der Berliner Maler Walter Leistikow (1865 – 1908), von dem vielleicht die schönsten Kiefernbilder stammen, malte gern und häufig den Grunewald mit seinen versteckten Seen und unzähligen Kiefern.
Als Nutzpflanze ist die Kiefer vielseitig verwendbar. Sie wird nur durch Samen vermehrt. In der Forstwirtschaft wird sie auch „Brotbaum“ genannt, da sich Geld mit ihrem Holz verdienen lässt. Es ist weich, elastisch, leicht zu bearbeiten und hat einen warmen Farbton. Es fand und findet beim Haus- und Möbelbau Verwendung, aber auch als Schiffsmasten, Grubenholz, in der Sperrholz- und Furnierindustrie und zur Zellstoffgewinnung. Holz und „Kienäpfel“ wurden gern als Brennmaterial verbraucht.
Zur Harzgewinnung ritzte man den Stamm fischgrätenartig ein. Das Harz diente als Grundstoff für Lacke, Leime, pharmazeutische und kosmetische Artikel.
Kiefernharz ist auch der Grundstoff für Kolophonium (Bogenharz für Streichinstrumente). Durch Destillation gewinnt man aus dem Holz Terpentinöl. Aus einem Kiefernstamm können pro Jahr 3 bis 4 kg Harz gewonnen werden.
Doch die Kiefer hat außer Holz und Harz noch mehr zu bieten. Das Öl der Kiefernnadeln wird medizinisch z.B. bei Erkältungen, Bronchitis, Gelenkschmerzen als Bad, Inhalation oder Tee angewendet.
Wahrscheinlich erfährt die Waldkiefer eine zunehmende Bedeutung angesichts des fortschreitenden Klimawandels durch ihre große Toleranz gegenüber Trockenheit und hohen Temperaturen.
Die Waldkiefer hat aber nicht nur Maler angeregt, sondern auch Dichter:
Am Waldessaume träumt die Föhre,
Am Himmel weiße Wölkchen nur,
Es ist so still, dass ich sie höre,
Die tiefe Stille der Natur.
Theodor Fontane
Text: Barbara Lawatsch 11/07
Fotos: Prof. Dr. Manfred Brusten
Quellenangabe:
Warburg, Prof. Dr.Otto: Die Pflanzenwelt, Band I Bibliographisches Institut, Leipzig, 1923
Hecker, Ulrich: Bäume und Sträucher Eugen Ulmer, Stuttgart, 1996
Hecker, Dr. Ulrich: Bäume und Sträucher BLV Verlagsgesellschaft mbH, München,2001
Scheer, Renate: Stadt und Grün 7 Eugen Ulmer, Stuttgart, 2007
Hecker, Dr. Ulrich: Bäume und Sträucher BLV Verlagsgesellschaft mbH, München,2001