Januar

Pflanze des Monats Januar 2012 – Gemeine Mistel

Botanischer Name: Viscum album L.

Deutsche Namen: Weiße Mistel,
Hexenbesen
Donarbesen,
Druidenfuß

Pflanzenfamilie: Viscaceae (Mistelgewächse)

Heimat / Geschichte:
Die Gemeine Mistel (Viscum album L.) ist hauptsächlich in Europa und Nordasien verbreitet. Dort wächst sie als Halbschmarotzer auf Obstbäumen, Pappeln und anderen Laubbäumen.
Sie gehört zu den ältesten Zauberpflanzen. Man schrieb ihr schon in der griechischen und germanischen Mythologie magische Kräfte zu, weil sie so geheimnisvoll hoch oben in den Bäumen wächst. Bei den keltischen Druiden war sie die heiligste aller Pflanzen. Sie galt als Glücksbringer, Schutz vor bösen Geistern, Fruchtbarkeitssymbol und war ein Allheilmittel bei verschiedenen Krankheiten. Tatsächlich bestätigt die moderne Medizin, auch die Schulmedizin, die Heilkräfte der Mistel.
Der lateinische Name „viscum“ bedeutet  „Klebstoff“,  „Leim“. Der Name „album“ bezieht sich auf die weiße Farbe der Beeren. Das Wort Mistel ist althochdeutschen Ursprungs und leitet sich von „Vogelmist“ ab.
In Deutschland ist die Mistel geschützt und darf nicht gesammelt werden. In Frankreich z.B., wo das Vorkommen häufiger ist, ist das Ernten erlaubt.

Botanik:
Die Gemeine Mistel (Viscum album L.) gehört mit etwa 70 Arten zur Gattung Viscum innerhalb der Familie der Viscaceae (Mistelgewächse).
Sie ist ein immergrüner, meistens zweihäusiger, getrenntgeschlechtiger , kurzstämmiger Strauch, der auf Laubbäumen wächst. Andere Unterarten sind auf Nadelbäumen zu finden. Da sie Chlorophyll enthält und so durch Photosynthese Kohlenhydrate erzeugen kann, entzieht sie ihrem Wirt nur Wasser und Mineralstoffe über ihre Wurzeln. Nur wenn sie vermehrt auftritt, kann sie der Wirtspflanze schaden und sie zum Absterben bringen.
Die Mistel kann bis zu 1 m hoch und breit werden und sieht im Winter in den kahlen Laubbäumen wie ein großes Vogelnest aus.
Sie gehört zu den langsam wachsenden Gehölzen. Wenn sie einen Durchmesser von 50 cm erreicht hat , ist sie etwa 30 Jahre alt.
Die Mistel senkt ihre Wurzeln, nachdem sie sich mit einer Haftscheibe am Ast festgeklammert hat, durch die Rinde des Wirtsbaumes bis in dessen Leitungsbahnen. Dort verankert sie sich. Die biegsamen , kahlen Zweige sind hellgrün. Sie sind regelmäßig nach allen Seiten gabelig verzweigt. So entsteht die Kugelform etagenweise. Die Zweige können 20 cm lang werden.
An ihren Enden wachsen zwei gegenständige, gebogene, verdickte, parallelnervige, lederige, gelbgrüne, fast sitzende Blätter. Sie sind 1 cm- 5 cm lang, länglich, zum Ende hin verkehrt eiförmig und stumpf. Die Mistel blüht erst nach 5 Jahren.
In den Blattachseln erscheinen im Frühjahr, von April bis Mai, die sehr kleinen unscheinbaren, vierteilig aufgebauten gelben Blüten zu 3 – 5 in doldigen Ständen.
Männliche und weibliche Blüten wachsen auf verschiedenen Pflanzen. Die männlichen Blüten sind etwas größer als die weiblichen. Die Blüten duften schwach nach Orange und locken viele Insekten an.
Die erbsengroßen Beeren, Scheinfrüchte, reifen im September. Sie sind weiß, durchscheinend und enthalten einen sehr klebrigen Samen.
Die Beeren werden gerne von Vögeln, bevorzugt von der Misteldrossel, gefressen. Das trägt zur Verbreitung der Samen bei. Der Samen bleibt durch seinen zähen Schleim auch am Schnabel hängen. Wenn die Vögel ihre klebrigen Schnäbel an den Ästen wetzen, haftet er am Baum an. Auch die Ausscheidung des unverdauten Samens spielt bei der Verbreitung der Mistel eine Rolle.
Alle Pflanzenteile sind leicht und je nach Wirtsbaum unterschiedlich stark, giftig. Bei Kindern kann es beim Verzehr der Beeren zu Magen – und Darmbeschwerden kommen.

Standort / Verwendung:
Die Gemeine Mistel (Viscm album L.) ist oft in Flusstälern zu finden wegen der dort hohen Luftfeuchtigkeit.
Gärtnerisch hat sie keine Bedeutung, dafür umso mehr im Volksbrauchtum und der Naturheilkunde. Der Brauch, Mistelzweige als Weihnachtsschmuck mit vielerlei Bedeutung zu verwenden, kam vor etwa 30 Jahren aus England und Frankreich zu uns und wurde auch hier beliebt.
In der Kunst taucht die Mistel als Motiv sehr oft im Jugendstil auf.
Heute ist ihre medizinische Bedeutung unter Verwendung der Blätter und Zweige als Begleittherapie bei Krebsbehandlungen anerkannt.
Die Mistel ist schön und geheimnisvoll.

Die Tanne duftet,
die Stechpalme glänzt.
Und vom Balkonknauf, weißbeerig sie,-
Lauscht die Mistel nieder,
die Schelmin, die!
Ferdinand Freiligrath (1810-1876)

Text: Barbara Lawatsch 12/11

Foto: Prof. Dr. Manfred Brusten

Quellenangabe:
Enke, Fritz: Pareys Blumengärtnerei , Band I, Paul Parey in Berlin und Hamburg, 1958

Krüssmann, Gerd: Handbuch der Laubhölze, Band III, Paul Parey in Berlin und Hamburg, 1978

Bärtels, Andreas: Enzyklopädie der Gartengehölze, Eugen Ulmer, Stuttgart, 2001

http://www.botanikus.de/Beeren/Mistel/mistel.html

http://www.heilkraeuter.de/lexikon/mistel.htm

http://www.zauber-pflanzen.de/viscum.htm