Pflanze des Monats Januar 2008 – Stechpalme
Botanischer Name: Ilex aquifolium L.
Deutsche Namen: Gewöhnliche Stechpalme, Hülse, Winterbeere, Stecheiche
Englische Namen: Holly, Winterberry
Pflanzenfamilie: Aquifoliaceae (Stechpalmengewächse)
Heimat / Geschichte:
Die Stechpalme (Ilex aquifolium L.) ist in wintermilden Regionen Europas, Nordafrikas und Asiens bis in Höhen von 1200 m beheimatet. Sie bevorzugt besonders den Einflussbereich des atlantischen Klimas.
Der lateinische Name leitet sich von der Ähnlichkeit der Blätter mit der Steineiche (Quercus ilex) ab.
Nach fossilen Blütenfunden im Bernstein zu urteilen, war die Stechpalme in der Tertiärzeit in Europa häufig vertreten.
Seit alters her wird sie kultiviert. Ihr wurden auch magische Kräfte zugeschrieben. Als immergrüne Pflanze und damit Inbegriff ewigen Lebens, geht der Mythos um die Stechpalme bereits auf die vorchristlichen Kelten, Römer und Germanen zurück.
Botanik:
Die Stechpalme (Ilex aquifolium L.) gehört als eine von 400 Arten weltweit mit zahlreichen Sorten zur Gattung Ilex innerhalb der Familie der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae). Sie ist ein gleichmäßig, pyramidal und langsam wachsender immergrüner, industriefester Strauch oder Baum, der 10 – 15 m hoch, 4,5 m breit und bis zu 300 Jahre alt werden kann. Besonders stattliche Exemplare findet man in England. Die Zweige sind im unteren Bereich stark überhängend und liegen oft auf dem Boden auf. Sie sind dunkelgrün, glänzend und unbehaart. Die wechselständigen, derb lederigen, oberseits dunkelgrünen und glänzenden, unterseits gelbgrünen, kurz gestielten Blätter sind 3 – 8 cm lang und zugespitzt. Sie haben glatte, gewellte, stachelig gezähnte oder stachelige Ränder. Die Farbe und Zähnung der Blätter sind vom Standort und Alter abhängig.
Die Stechpalme ist zweihäusig und eingeschlechtig.
Sie blüht von Mai bis Juni. Die Blüten duften, sind klein, unscheinbar, grünlich-weiß und mit vier am Grund verwachsenen und in der Krone radförmig stehenden Blütenblättern ausgestattet. Sie stehen in gestielten Büscheln in den Blattachseln am altem Holz. Die 4 bis 8 Staubblätter in den weiblichen Blüten sind steril. Bei den männlichen Blüten sind außer den Staubblättern die Blüte und die Narbe verkümmert. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten.
Die kugeligen, 0,7 – 1 cm dicken, glänzend roten Früchte reifen ab September. Sie könnten bis März an den Zweigen haften, wenn sie bei den Vögeln nicht so beliebt wären. Die erbsengroßen Früchte enthalten etwa 4 dreikantige Steinkerne. Die stark verholzten Steinkerne werden durch die Verdauung der Vögel etwas aufgeweicht und können so besser keimen. Denn sie keimen schwer, oft erst nach 2 – 3 Jahren. Allerdings bleibt die Keimkraft 3 – 4 Jahre erhalten.
Standort / Verwendung:
Die heimische Stechpalme liebt einen halbschattigen, windgeschützten Standort, feuchte Luft und milde Winter. Sie ist nur teilweise winterhart. Auch heiße, trockene Sommer verträgt sie nicht.
Sie wächst auf moorigen und sandigen Böden, bevorzugt jedoch kalkhaltiges Erdreich.
Man trifft sie bei uns in Buchen- und Mischwäldern an. Zahlreiche beeindruckende Stechpalmen säumen z.B. einen Weg in Wuppertal im Waldgebiet Burgholz in der Nähe des Zimmerplatzes. Das Klima im Bergischen Land bietet ideale Wachstumsbedingungen. Die Stechpalme leidet neben Frost und Hitze auch unter Schädlingsbefall und Gehölzkrankheiten (Wollläuse, Minierfliegen, Virus- und Pilzinfektionen).
Die Wildform ist inzwischen eine kostbare Rarität geworden und steht unter strengem Artenschutz durch die Bundesartenschutz-Verordnung 1986.
Als Ziergehölz wird sie wegen ihrer glänzenden, immergrünen Blätter, der roten, lange haftenden Beeren, die sich kontrastreich vom dunklen Laub abheben, kultiviert.
Die vielen gezüchteten Sorten weisen oft auch gelbe und weiße Farbmusterungen in den Blättern oder an ihrem Rand auf. Diese Pflanzen haben in den Parks und Gärten als Solitärbäume mit ihren attraktiven Blättern einen hohen Schmuckwert. Ilexhecken haben aber auch einen Nutzwert. Sie eignen sich wegen ihrer Undurchdringlichkeit gut als Wind-, Sicht-, und Vogelschutz. Da die Beeren giftig sind (Theobromin, Saponine), sollte die Stechpalme jedoch nicht an Kinderspielplätzen gepflanzt werden.
Früher wurde das sehr harte Holz zu Drechslerwaren, Peitschen-, Schaufel- und Pickelstielen, Spazierstöcken, Weberschiffchen verarbeitet. Deshalb wurde der Ilex-Bestand in der Zeit der Frühindustrialisierung stark dezimiert. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat oder Stecklinge.
Aus der Advents- und Weihnachtsfloristik ist der Ilex als Schmuck auch nicht mehr wegzudenken. Dieser Brauch kam aus England zu uns.
Text: Barbara Lawatsch 12/07
Fotos: Prof. Dr. Manfred Brusten
Quellenangabe:
Warburg, Prof. Dr.Otto: Die Pflanzenwelt, Band II Bibliographi sches Institut, Leipzig, 1923
Encke, Fritz: Pareys Blumengärtnerei, Band II, Paul Parey in Berlin u. Hamburg, 1960
Bärtels, Andreas: Enzyklopädie der Gartengehölze, Eugen Ulmer, Stuttgart, 2001
http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Stechpalme
http://www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0165#desc_giftigkeit