Mai

Pflanze des Monats Mai 2007 – Bärlauch

Botanischer Name: Allium ursinum L.

Deutscher Name: Bärlauch, Waldknoblauch, Ramseren

Pflanzenfamilie: Alliaceae (Lauchgewächse)

Heimat / Geschichte:
Der Bärlauch (Allium ursinum L.) ist in feuchten und humusreichen Au- und Laubwäldern Europas, Klein- und Nordasiens verbreitet. Der Name ist römischen Ursprungs und bezieht sich auf die Braunbären, die in unseren Wäldern lebten, diese Pflanze als eine erste Nahrung nach der langen Winterruhe in großen Mengen vorfanden und die ihnen als Frühjahrs-Reinigungskur diente.
Im Mittelmeerraum kannte man den Bärlauch weder in der Küche noch in der Heilkunde. Doch nördlich der Alpen verwendeten ihn die Germanen und Kelten bereits vor 5000 Jahren als der Knoblauch hier noch nicht bekannt war. Sie haben es wohl den Bären nachgemacht und glaubten, durch den Verzehr von Bärlauch bärenstark zu werden.
Ortsnamen wie Ramsthal, Ramsloh, Ramsau, die sich vom germanischen Wort – hramusan- ableiten, nehmen auf den durchdringenden Knoblauchgeruch Bezug. Wenn Kühe, Schafe und Ziegen Bärlauch fraßen, roch die Milch danach und wurde ungenießbar. Da der Bärlauch eine sehr alte Heilpflanze ist, spielte sie im Volksbrauchtum und der Mythologie eine Rolle. Die Kelten aßen ihn z.B. vor einer Schlacht, um gestärkt in den Kampf zu ziehen. Im Zauberglauben sollte der Bärlauch auch Vampire, Hexen, böse Geister und Schlangen abwehren. Man verspeiste ihn in der Walpurgisnacht und setzte ihn als Liebestrank ein.
Auch die Römer kannten den Bärlauch als heilsames Kraut und schätzten ihn mehr als den Knoblauch, da der Geruch nicht bis in den nächsten Tag nachwirkt.
Bis heute spielt der Bärlauch als Frühlingsgemüse in der modernen Küche eine große Rolle.

Botanik: 
Der Bärlauch (Allium ursinum L.) ist eine von über 700 Arten, die zur Gattung Allium (Lauch) und die wiederum zur Familie der Alliaceae (Lauchgewächse) gehört.
Der Blütenstand ist eine 10-25 blütige Scheindolde an einem dreikantigen, blattlosen Stiel, in der niemals Brutzwiebeln gebildet werden. Der Stiel wird 20 cm bis 40 cm hoch. Die reinweiße, sternförmige, 1 cm bis 2 cm breite Blüte setzt sich aus 6 Blütenblättern, die meistens spitz auslaufen, 6 Staubblättern , einem Griffel mit dreispaltiger Narbe und einem dreifächerigen Fruchtknoten zusammen. Die Blütenstiele sind 1 cm bis 2 cm lang. Die Blüten werden von vielen verschiedenen Insekten angeflogen. In der dreifächerigen Samenkapsel reifen schwarze Samen mit kleinen fleischigen Anhängseln (Elaiosomen), auch Ameisenbrot genannt, heran, die von Ameisen verschleppt werden und die so für die Verbreitung der Pflanzen sorgen.
Die mehrjährigen Pflanzen bringen vor dem Laubaustrieb der Bäume in der Regel zwei grundständige, breitlanzettliche, saftig grüne, ganzrandige, parallelnervige, gestielte, bis 28 cm lange und 7 cm breite Blätter hervor. Sie sehen ähnlich wie die giftigen Maiglöckchen-blätter aus und könnten mit ihnen verwechselt werden. Beim Zerreiben riechen die Bärlauchblätter aber stark nach Knoblauch. Wo Bärlauch im großen Verband wächst, riecht sogar die Umgebung intensiv danach. Der Bärlauch bedeckt in unseren Regionen mit seinen weißen Blütenteppichen von April bis Mai den Boden der Kalkbuchenwälder des Teutoburger Waldes, des Sauerlandes und der Eifel. Nennenswerte Vorkommen findet man auch in den Beckumer Bergen und den Baumbergen im Münsterland.
Wenn sich das Blätterdach der Laubbäume langsam schließt, hat der Bärlauch im Juni einen großen Teil seines Lebenszyklus abgeschlossen und zieht sich in den Boden zurück. Die Zwiebel, das Speicherorgan, ist länglich-linear, ca. 5 mm breit und kann bis zu 3 cm lang werden. Sie enthält Allicin. Die Blätter enthalten vor allem das ätherische, schwefelhaltige Knoblauchöl und viel Vitamin C.

Standort / Pflege / Verwendung: 
Der Bärlauch wächst in nährstoffreichen, schwach sauren bis alkalischen, sickernassen oder feuchten Laub-, Misch-, Auenwäldern und Schluchten. Man findet ihn auch in Mittelgebirgen mit Silikatgestein und im Alpenvorland. Er ist eine Zeigerpflanze für feuchte Gebiete, und er bevorzugt einen absonnigen bis schattigen Standort.
Seine Vermehrung erfolgt durch Samen und Teilung. Die Pflanztiefe beträgt 5 cm bis 7 cm. Verpflanzt wird im Herbst.
Als Genuss- und Nahrungsmittel werden die Blätter im Kräuterquark, in Kräuterbutter, in Suppen, als Spinat, als Salat, als Brotbelag usw. verwendet.
Heilkundlich wirkt der Bärlauch desinfizierend im Darm, gefäßerweiternd, blutdrucksenkend, cholesterinsenkend, gegen Arterienverkalkung, das Immunsystem stärkend usw.
Er enthält u.a auch Magnesium, Eisen und eben sehr viel Vitamin C. Er ist appetitanregend und wird vor allem zur Frühjahrskur verwendet, um den Stoffwechsel anzuregen. Schon der Kräuterpfarrer Johann Künzle (1857 bis 1945) schrieb: „Wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärmen und Blut wie der Bärlauch“
Auch ein englisches Sprichwort sagt: „Iss Lauch im Frühling und Bärlauch im Mai, dann haben die Ärzte im nächsten Jahr frei. “
Doch wenn man den Bärlauch sammelt, ist Vorsicht geboten. In größeren Bärlauchverbänden wachsen oft auch andere Frühjahrsblüher, die ähnlich aussehen und giftig sind, allerdings nicht nach Knoblauch riechen.
Auch können an den Bärlauchblättern Eier des gefährlichen Fuchsbandwurmes haften.

Im Botanischen Garten Wuppertal ist der Bärlauch unterhalb des Heil- und Gewürzgartens im Buchenwald zu finden.

Text: Barbara Lawatsch 04/07

Foto: Frank Telöken

Quellenangabe:
Fritz Encke: Pareys Blumengärtnerei, Band I, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1958