Juli

Pflanze des Monats Juli 2008: Rundblättriger Sonnentau

Botanischer Name: Drosera rotundifolia L. 

Deutsche Namen: Rundblättriger Sonnentau
Himmelslöffelkraut
Himmelstau

Englischer Name: Round Leaved Sundew

Pflanzenfamilie: Droseraceae (Sonnentaugewächse)

Heimat / Geschichte:
Auf der nördlichen Erdhalbkugel von Europa über Asien bis Nordamerika kommt der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia L.) fast überall im gemäßigten bis arktischen Klima in Mooren oder Feuchtgebieten vor.
Nach der Form der Blätter leitet sich der botanische und deutsche Name ab:
rotundifolia = rundblättrig. Das griechische Wort droseros bedeutet: tauig, betaut. Das Sekret der Blattdrüsen ähnelt dem in Sonnenschein glänzenden Tau auf Blättern. Die Germanen hielten den „Tau“ für die Tränen der Göttin Freya.
Charles Darvin entdeckte 1860 den Rundblättrigen Sonnentau auf einer Heide in Sussex und war über die große Anzahl der gefangenen Insekten erstaunt. Seine wissenschaftlichen Untersuchungen darüber wurden dann 1875 veröffentlicht. Die damaligen Botaniker lehnten die Vorstellung, eine Pflanze könne ein Karnivore (Fleischfresser) sein, allerdings ab.

Botanik: 
Der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia L.) gehört zur Familie der Sonnentaugewächse (Droseraceae) die innerhalb der Gattung Sonnentau (Drosera) mit drei winterharten Arten in Europa vertreten ist. Es sind der Rundblättrige (Drosera rotundifolia L.), der Mittlere (Drosera intermedia Heyne) und der Langblättrige Sonnentau (Drosera anglica Syn. longifolia L.). Alle drei Arten stehen unter strengem Artenschutz. Weltweit existieren etwa 150 Arten.
Der Rundblättrige Sonnentau hat sich in Sümpfen und Mooren auf Torf oder reinem Sphagnum-Moos (Torfmoos) angesiedelt. Seine Wurzeln sind in diesen nährstoffarmen Gebieten nur schwach ausgebildet und dienen lediglich der Verankerung im Boden. Als Insektivor besitzt er die Fähigkeit, Insekten zu fangen, abzutöten, zu verdauen und die Abbauprodukte als Nahrung aufzunehmen. So kann sich die Pflanze unabhängig von den Wurzeln über das Blatt mit Nährstoffen versorgen (z. B. Stickstoff, Phosphate) und an extremen Standorten ansiedeln.
Der Rundblättrige Sonnentau ist eine mehrjährige, krautige Pflanze. Sie wächst aus einer erbsengroßen Winterknospe (Hibernakel), die auch starke Fröste durchhält und bildet eine grundständige Rosette. Die Pflanze wird 5 bis 20 cm hoch. Im frühen Herbst, mit Beginn der Winterruhe, bildet sie erneut eine Winterknospe und zieht die Blätter vollständig ein. Aus dieser Winterknospe entsteht im Frühling ein Stängel, der oberhalb des Mooses wieder eine Blattrosette bildet. Die runden Blätter sitzen an langen, unbehaarten Blattstielen. Die Blätter sind 6-7 cm lang und 6-11 mm breit. Auf ihnen befinden sich zahlreiche haarfeine, rötliche Tentakel (Fangarme), die ein klebriges Sekret ausscheiden. Der Sonnentau fängt die Insekten (z.B. Mücken, Fliegen, Schmetterlinge, Libellen) aktiv. Die Tentakel krümmen sich über die gefangene Beute und halten sie so fest. Bei größerer Beute klappt oder rollt sich auch das ganze Blatt zusammen. Dann beteiligen sich auch mehrere Blätter gleichzeitig an dem Vorgang. Diese Bewegung dauert meistens einige Stunden. Nach 1 bis 2 Wochen öffnen sich die Blätter wieder und warten auf neue Nahrung.
Der Rundblättrige Sonnentau blüht von Juli bis August. Alle Sonnentauarten in Europa blühen weiß. Der schlanke, aufrechte, 10 bis 20 cm hohe Blütenschaft endet mit einem ährenförmigen, wickeligen Blütenstand mit bis zu 12 kleinen Blüten, die meistens 5 Kelch-, Blüten-, und Staubblätter besitzen. Die Befruchtung erfolgt in der Regel durch Insekten. Die Frucht ist eine einfächerige Kapsel mit zahlreichen staubfeinen, braunen Samen. Da die Samen sehr leicht sind, werden sie auch durch den Wind verbreitet.

Standort / Verwendung:
Der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia L.) wächst auch als Pionierpflanze in Flach- und Hochmooren, die extrem nährstoffarm, stark sauer, vollsonnig sind und ausschließlich durch Regenwasser gespeist werden. Durch Torfabbau, Entwässerung und Nährstoffeintrag sind Moore selten geworden. In den Küstenregionen Niedersachsens und im bayerischen Voralpenland sind sie noch vorhanden.
Das Anlegen eines Moorbiotops im eigenen Garten ist möglich, erfordert aber genaue Kenntnis und intensive Pflege.
Der Rundblättrige Sonnentau sollte z.B. auch im Winter Feuchtigkeit zur Verfügung haben. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat bei langer Keimzeit oder vegetativ durch Stecken von abgeschnittenen Blättern. Allerdings ist der Sonnentau ausgesprochen regenerationsfähig. Stirbt er einmal oberflächlich ab, treiben die Wurzeln an mehreren Stellen wieder aus. Das garantiert den Pflanzen ein Überleben in der Natur nach längeren Trockenzeiten, Frösten oder Bränden.
Blattläuse sind die ärgsten Schädlinge des Sonnentaus. Sie saugen an den Blütenstielen und der „ungefährlichen“ Blattunterseite.
Mooren haftet immer noch etwas Geheimnisvolles an, auch weil in ihnen so ungewöhnliche Gewächse wie die Fleischfressenden Pflanzen (Karnivoren) zu finden sind. Da ist es naheliegend, dass sich die Volksmedizin des Rundblättrigen Sonnentaus annahm. Der Pflanzensaft wurde bei Lungenleiden, Nieren- und Blasenerkrankungen usw. verordnet. Heute wird das ganze Kraut, der nun verwendeten Importware und aus Gartenkultur, in der Homöopathie und als Schleimlöser in Hustensäften eingesetzt.
Das Drüsensekret kann zu Hautirritationen führen.

Der Botanische Garten Wuppertal bietet in diesem Sommer mehrere Veranstaltungen zum Thema: „Lebenskünstler fleischfressende Pflanzen“ an.

Text: Barbara Lawatsch 06/08

Fotos: Holger Hennern

Quellenangabe:

Encke, Fritz: Pareys Blumengärtnerei, Band I, Paul Parey in Berlin u. Hamburg, 1958

Rößler, Dr. med. Helmut: Die große Heilpflanzenpraxis, BLV, München-Wien-Zürich,1984

Genaust, Helmut: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Birkhäuser, Basel-Boston-Berlin,1996

Ulmers Pflanzenmagazin:
Gartenpraxis 3/1989
Gartenpraxis 1/1990
Gartenpraxis 6/2008
Eugen Ulmer, Stuttgart

http://de.wikipedia.org/wiki/Rundbl%C3%A4ttriger_Sonnentau