Pflanze des Monats April 2011 – Gänseblümchen
Botanischer Name: Bellis perennis L.
Deutsche Namen: u.a. Gänseblümchen,
Tausendschön,
Maßliebchen,
Marienblume,
Regenblume
Englischer Name: Daisy
Pflanzenfamilie: Asteraceae (Korbblüter)
Eine der hübschesten, bekanntesten und verkanntesten Blumen
in unseren Gärten ist das Gänseblümchen.
Heimat / Geschichte:
Das Verbreitungsgebiet des Gänseblümchens reicht von Nordamerika über Nord- und Südeuropa, Nordafrika und Asien bis nach Neuseeland. In den Alpen ist es bis zu einer Höhe von 2000 m anzutreffen. Es wächst also fast überall und zu nahezu jeder Jahreszeit auf Grasflächen, Wiesen, Weiden, an Wegrändern und in Gärten.
Oft überwintert es mit oberirdischen Teilen. Und fast jeder, sogar der Stadtmensch, kennt es und verbindet es mit Erinnerungen aus seiner Kinderzeit. Eingang fand es in zahlreichen Liedern und Reimen. Von Hans Christian Andersen gibt es ein Märchen über „Das Gänseblümchen“. Früher hat man mit der Blume Kränze geflochten oder Verliebte haben durch das Abzupfen der Blütenblätter orakelt: „Er liebt mich, er liebt mich nicht…“.
Der lateinische Name „Bellis“ bedeutet schön, hübsch, niedlich. „perennis“ heißt: ausdauernd. Also kann man Bellis perennis als „schöne Ausdauernde“ bezeichnen, weil sie so lange blüht. Der deutsche Name „Gänseblümchen“, der seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich ist, entstand wohl, deshalb weil es von Gänsen als Leckerbissen verzehrt wird und vorwiegend weiße Blütenblätter hat. Der Name „Maßliebchen“ hat möglicherweise etwas mit dem niederländischen Wort „Matelive“ zu tun, was auf Essbarkeit hindeutet. Eventuell leitet es sich auch vom keltischen „mas“ = Feld ab.
Die Blüte symbolisiert ganz allgemein Lebenskraft, Lebensfreude, das Ende des Winters und den Sieg über den Tod. Das Gänseblümchen war in der germanischen Mythologie der Frühlingsgöttin Freya geweiht. In christlicher Zeit wurde es der Mutter Gottes (Marienblume) zugeordnet, auch dem Erzengel Michael. Es verkörpert als Symbol Reinheit, Unschuld, Unvergänglichkeit, ewiges Leben, aber auch vergossene Tränen.
Das Gänseblümchen ist ebenso eng mit dem Brauchtum zur Osterzeit verbunden.
Es heißt, wenn man sieben der Blüten auf einmal mit seinem Fuß bedecken kann, dann ist der Frühling da.
Das Gänseblümchen wurde und wird in der Naturheilkunde verwendet, nicht aber in der Schulmedizin.
Es ging in die Literatur ein und auch schon in die mittelalterliche Malerei.
Botanik:
Bellis perennis L., Tausendschön, gehört zur Familie der Asteraceae früher Compositae, den Korbblütlern.
Die Gattung Bellis L. ist klein. Zu ihr gehören auf der nördlichen Halbkugel ca. 15 Arten. Daraus wurden zahlreiche Kultursorten mit unterschiedlichen Eigenschaften wie pompom-blütig oder auch zur Schnittkultur geeignet gezüchtet.
Die Bellis sind niedrige Stauden mit einem Wurzelstock. Die kahlen oder behaarten, am Rand leicht eingekerbten Blätter sind zu einer grundständigen Rosette vereinigt, aus deren Mitte die Blütenstiele entspringen. Die Blätter sind länglich, verkehrt eiförmig, stumpf und 1 cm bis 6 cm lang. Der Blütenstiele sind blattlos und alleinstehend. Sie werden bis zu 15 cm hoch und auf ihnen sitzt der Blütenkopf. Die Blütenköpfchen haben einen Durchmesser von 1 cm bis 3 cm und setzen sich aus Strahlen- oder Zungenblüten und gelben Scheiben- oder Röhrenblüten zusammen. In den Röhrenblüten sitzen 4 bis 5 Staubgefäße. Die sich entwickelnden Früchte sind kleine, samenähnliche Nüsschen. Die weißen oder rosa gefärbten, unterseits oft rötlichen Strahlenblüten sind bei der wilden Pflanze nur ein- bis zweireihig. Die grünen Hüllblätter sind fast zweireihig.
Die Blüten- und Hüllblätter schließen sich bei feuchtem Wetter und abends zum Schutz der Röhrenblüten zusammen. Die Blüten sind nur bei schönem Wetter geöffnet (Regenblume).
Bei den Kultursorten sind fast alle Blüten weiß, rosa, rotpurpurn oder bunt. Bellis L. ist eine ausdauernde Pflanzengattung, während die Bellis-Sorten in Kultur als Zweijährige behandelt werden.
Die Blütezeit dauert von März bis November, bei den Kultursorten ca. 3 Monate. Die Hauptblütezeit ist jedoch April/Mai.
Das Gänseblümchen wächst bevorzugt in englischem Rasen. Dabei wird dieser durch die dicht wachsenden Blattrosetten verdrängt. Es wird u.a. deshalb auch als auszurottendes Unkraut angesehen.
Die Pflanze enthält neben anderen Stoffen ätherische Öle, Flavonoide, Cosmosiin in der Blüte und Saponine, Inulin, Gerbstoffe, Bitterstoffe und Fruchtsäuren im Kraut. Deshalb wird sie als gering giftig eingestuft.
Die Vermehrung geschieht durch Samen (generativ) oder auch durch Teilung (vegetativ).
Standort / Pflege:
Die Kultursorten sind frostempfindlich und benötigen nährstoffreichen, lehmigen Boden. Die Sorten, die vegetativ vermehrt werden, werden nach der Blüte geteilt. Der Samen bleibt 2-3 Jahre keimfähig und keimt bei Aussaat schon nach 7-14 Tagen. Der Samen der zweijährigen Staude wird im Juli in Saatschalen ausgesät und im Herbst an Ort und Stelle verpflanzt. Bei starken Frösten müssen die Pflanzen dann abgedeckt werden. Die Samen können auch von Dezember bis Februar ins Frühbeet gesät und im Mai verpflanzt werden.
Das Gänseblümchen scheint unverwüstlich zu sein. Jeder kann es ungestraft pflücken. Es wird im Garten und auf Rasenflächen unerbittlich als Unkraut entfernt. Noch wird es als nicht gefährdet eingestuft.
Verwendung / Küche:
Wen die Gänseblümchen stören, der kann sie auch aufessen.
In der Küche und der Volksmedizin wird das Gänseblümchen schon seit Jahrhunderten verwendet. Der Einsatz in der heutigen Küche wird erst wieder populär und hat sich noch nicht sehr durchgesetzt. Auch sollten die Pflanzenteile nur in geringem Maß verwendet werden, da sie sonst giftig wirken können. Die Blätter haben eine fleischige Beschaffenheit und werden spinatartig zu Salaten und Gemüse verarbeitet. Gegessen und getrunken werden die Blüten, Blätter und das Blumenwasser. Gänseblümchenblätter schmecken roh gegessen angenehm nussartig und sauer. Die Blätter, z.B. in Salaten, regen den Stoffwechsel an und eignen sich als Zutat zu einer Fastenkur. Aus den Blütenknospen lassen sich mit Salz und Estragonessig „falsche Kapern“ herstellen. Aus Quark, etwas Olivenöl, Zwiebeln und zerkleinerten Gänseblümchen lässt sich ein Dipp anfertigen. Die Blüten schmecken leicht scharf und eignen sich auch als Belag auf einem Butterbrot, als dekorative Salatbeigabe oder als Dekoration zu einem Hauptgericht.
Hier ein Beispiel für eine Gänseblümchensuppe:
In ¾ Liter Fleisch- oder Gemüsebrühe ca. 100 g Gänseblümchen fein zerhackt kochen. 1 Esslöffel Mehl, 2 Esslöffel saure Sahne, zerlassene Butter, Salz und Pfeffer miteinander verrühren.
Die Brühe damit binden und noch 5 Minuten weiterkochen.
Verwendung / Medizin:
Insbesondere im Mittelalter wurde das Gänseblümchen gegen viele Krankheiten eingesetzt. Heute wird es in der Naturheilkunde gegen Appetitlosigkeit, bei Magen-, Galle-, und Lebererkrankungen, bei zu hohem Blutdruck und als Blutreinigungsmittel verwendet.
Es regt den Stoffwechsel an. Auch bei Husten und Hautleiden, Arthritis, Rheuma, Nieren- und Blasenbeschwerden und Verstopfungen ist es sehr wirksam. Die Wirkung ist leicht schmerzstillend und krampflösend.
Als Hautsalbe oder Teeumschläge hilft es bei schlecht heilenden Wunden, Prellungen, Ekzemen, Geschwüren, Hautunreinheiten und Gliederschmerzen. Zur Anwendung in der Heilkunde kommen hauptsächlich frischer Presssaft, Tee und Salben.
Besondere Heilkraft sollen die um den 24. Juni gepflückten Gänseblümchen haben.
In geringen Mengen ist das Gänseblümchen, Kultursorten sollten nicht verwendet werden, harmlos. Aber sowohl die Blüten als auch das Kraut sind in größeren Mengen giftig. Nach dem Verzehr größerer Mengen treten insbesondere Magen – Darmbeschwerden mit Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfällen und Fieber auf. Auch Erregung und Krampfanfälle sind beschrieben worden. Dann sollte viel getrunken und ein Arzt zu Rate gezogen werden.
Zum Schluss noch ein Zitat aus dem Buch von Andrea Schwarz „Ich mag Gänseblümchen“ (Herder-Freiburg 1999):
„Mir bedeuten Gänseblümchen viel: Das Leben, das sich in schäbigen Rasen, auf schlechtestem Boden mitten in der Stadt durchkämpft; es ist für mich ein Zeichen für die kleinen, unscheinbaren Alltäglichkeiten, an denen wir, von scheinbar großen Dingen unseres Lebens gefangen, einfach vorbeilaufen.“
Text: Barbara Lawatsch 3/11
Foto: Prof. Dr. Manfred Brusten
Quellenangabe:
Encke, Fritz: Pareys Blumengärtnerei, Band II, Paul Parey in Berlin und Hamburg, 1960
http://www.giftinfo.uni-mainz.de/deutsch/pflanzen/bellis_perennis.htm
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