November

Pflanze des Monats November 2006 – Echte Mispel

Botanischer Name: Mespilus germanica

Deutsche Namen: Echte Mispel, Deutsche Mispel

Pflanzenfamilie: Rosaceae (Rosengewächse)

Einleitung:
In diesen Wochen des Jahres fallen bei einem Spaziergang die Früchte der Mispel auf. Nicht zu verwechseln mit der Mistel, dem immergrünen Schmarotzer, der in den Laubbäumen, nachdem die Blätter von den Zweigen gefallen sind, als kugelförmiges grünes Gebilde sichtbar wird.
Die Mispel, botanisch Mespilus germanica, ist ein Obstgehölz. Sie erkennen diesen Baum an seinen schokoladenbraunen Früchten, die etwa so groß sind wie ein Tischtennisball. Die Mispel ist ein sehr alter Obstbaum.

Pflanzenfamilie:
Die Deutsche Mispel zählt wie viele andere Nutzgehölze und -pflanzen in die Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae). In diese Familie sind solch bekannte Gehölze wie Apfelbaum, Birnbaum, Kirsche und Pflaume vertreten. Strauchige Vertreter sind z.B. die Brombeere, Himbeere, Stachelbeere usw.
Aber auch unter den krautigen Pflanzen ist eine sehr beliebte und bekannte Nutzpflanze, die Erdbeere, enthalten.

Heimat:
In früheren Zeiten gehörte der Baum ganz selbstverständlich in jeden Garten. Trotz der Namengebung „germanica“ und dem häufigen Vorkommen, stammt die Mispel jedoch nicht aus unseren Breiten. Ihr Ursprung ist zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer zu suchen. In der Römerzeit ist die Mispel in Südwestdeutschland eingeführt worden. Dort ist sie dann stellenweise eingebürgert und verwildert. Die Mispel ist eine Jahrtausende alte Kulturpflanze und ein traditionelles Obstgehölz.

Botanik:
Die weißen bis cremefarbenen, sehr dekorativen Blüten von 3 bis 5 cm Durchmesser erscheinen an den Kurztrieben erst im Mai/Juni. An den duftlosen Blüten findet spontane Selbstbestäubung statt. Gegen Ende Oktober reifen die zuerst grün gefärbten Steinfrüchte zu braunen, kegelförmigen und behaarten Mispeln heran. Laubblattartige, abstehende Kelchzipfel von 15 mm Länge krönen die abgeflachte Scheitelpartie.
Die Früchte sind 2 bis 7 cm groß.
Die Mispel kann eine Wuchshöhe von 2 – 5 Metern erreichen. Die Wuchsform ist aufrecht, jedoch oft krumm wachsend.

Kultur:
In unseren Gärten pflanzt man den Baum meistens nicht um die Früchte zu verarbeiten an, sondern wegen der großen weißen Blüten. Außerdem handelt es sich um einen reich verzweigten Baum, in dem Vögel gerne nisten. Auch die Bienen befliegen die Blüten gern. Ein dritter Grund, der für dieses Gehölz spricht, ist seine Anspruchslosigkeit. Ein sonniger Standort wird zwar bevorzugt, doch im Halbschatten wächst er ebenfalls. Gleichermaßen gedeiht der Baum auf jedem Boden, selbst wenn dieser zur Trockenheit neigt. Außer gelegentliche Schnittmaßnahmen, die verhindern sollen, dass die Äste sich gegenseitig behindern, braucht man nichts zu beachten.

Die Mispel als Wildobst:
Um größere Früchte und somit größeren Ertrag zu erzielen, wurde die Mispel züchterisch bearbeitet. Je nach Fruchtform spricht man von apfel- oder birnenförmigen Sorten. Im Innern enthält die Frucht 2 bis 5 eckige, rötlich gefärbte Steinkerne. Allerdings existiert auch eine samenlose Sorte.
Daneben ist eine sehr großfrüchtige Mespilus macrocarpa bekannt geworden, die vom Zentrum der Frucht aus weich wird. Laut Index Kewensis haben sowohl Mespilus germanica, als auch M. macrocarpa das gleiche Synonym (vorheriger, nicht mehr gültiger Name). Sie werden beide als Pyrus germanica bezeichnet. Deshalb ist davon auszugehen, daß es sich um ein und dieselbe Art handelt. Wahrscheinlich ist es nur eine großfrüchtige Mespilus germanica.
Große Mispelbäume vermögen pro Jahr 60 bis 80 kg Fruchtertrag zu erbringen.
In der Tschechei und Italien gelten Mispeln als Marktfrucht.
In der Steiermark werden heute noch Mispeln für die Marmeladeerzeugung und als Beimengung zu Tee (zwecks Geschmacksverbesserung) verwendet.

Reife und Verwendung:
Zu Beginn des Monats November gepflückt, sind die Früchte in der Regel noch steinhart und weil zu herb, völlig ungenießbar. Sie enthält nämlich sehr viele Gerbstoffe, die im ganzen Mund einen unangenehmen Geschmack hinterlassen. Erst nach dem Einwirken von Frösten werden sie essreif. Unterbleiben Kälteschocks, können die Mispeln dann einige Wochen nachreifen. Dies geschieht in einer dünnen Schicht auf Stroh oder in Obstkisten. Erst dann wird der Geschmack angenehm säuerlich- aromatisch. Mispeln sind reich an Invertzucker, Säuren und Pektinstoffen. Wegen des Pektins wird kein Geliermittel benötigt.
Liebhaber schätzen diese Frucht im rohen Zustand, ein Aufkochen zu Püree, Kompott oder Konfitüre ist aber auch möglich. Letzteres ist vorteilhaft in Kombination mit Äpfeln, Hagebutten oder anderen Wildfrüchten. In früheren Zeiten wurden Mispeln manchmal dem Birnbrot beigemengt oder auch in eingedicktem Birnsaft oder Honig kandiert. Selbst Wein und Spirituosen wurden aus Mispelfrüchten hergestellt.

Kompott kochen:
Zutaten: 1 kg Mispeln, 250 g Zucker, je 1/2 l Apfelsaft und Wasser.
Die Mispeln schälen und halbieren, bei weichen Früchten nur die Blüte ausschneiden. Früchte im Wasser halb gar kochen, danach Zucker und Apfelsaft zugeben und nochmals kochen.

Verwendung in der Medizin:
Von der Mispel werden die Früchte und Blätter verwendet.
Die Hausmedizin verwendet sie als leicht harntreibendes und reinigendes Mittel.
Die Wirkung ist bei unreifen Früchten wesentlich größer.
Der Verzehr von reifen Früchten ist hilfreich bei Hämorrhoiden.
Äußerlich angewendet wirken vor allem die unreifen Früchte, als Mus aufgelegt, abschwellend und hautberuhigend.
Die Blätter sind vor allem für die Außenbehandlung geeignet. Es kann ein wirksames Gurgelwasser für alle Arten von Entzündungen im Hals- und Mundbereich gebrüht werden.

Vermehrung:
Eine Samenvermehrung ist durch Direktsaat im November möglich oder mittels stratifiertem Saatgut bei Frühjahrssaat. Bis zum Einsetzen der Fruchtbarkeit erfordert dies jedoch Wartezeiten von Jahren.
Schneller ist die vegetative Vermehrung durch Absenker oder Steckholz. Wertvolle Sorten werden auf Mispelsämlige, oder aber auf Unterlagen von Apfel, Birne, Quitte, Mehlbeere oder Weissdorn gepfropft. Birne als Unterlage soll geschmacklich die besten Früchte ergeben. Auf Weissdornunterlage lassen sich früh in Ertrag kommende und sehr haltbare Mispeln erziehen.

Text: Dirk Derhof / Frank Telöken

Foto: Frank Telöken

Literatur:
Karl Stoll / Ulrich Gremminger: Das neue Küchen-Lexikon, Dtv 1995

Karl Stoll / Ulrich Gremminger. Besondere Obstarten, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1986

http://www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0194

http://www.eggert-baumschulen.de/mege.htm